4.6. Russland ( Nordossetien) -7.6. Kasachstan - 18.6.Bejneu, Kasachstan
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4.6. Atschchoi-Martan am kleinen Angelsee 121km
N 43°12.`00.0`` E045°16`45.0``
Das war ein steiler Start in Russland. Zum einen nach dem wolkenlose Morgen mit Dusche unter dem Kazbegi, die restlichen 20km durch den Kaukasus und dann der schnelle Grenzübergang ohne Schlange auf unserer Seite ( nur die LKWs stehen kilometerlang). Hätten wir die Deklaration für das Auto noch auf englisch gehabt, wären wir noch schneller gewesen. Ein netter Zöllner übernimmt es, ganz nebenbei die obligatorische Befragung mit mir durchzuführen und verhilft uns zur schnellen Abfertigung. Gleich nach der Grenze gibt es Büros, so dass wir auch die Autoversicherung gleich abschliessen können. Dann erst einmal Picnic und die leckeren Brote gegesssen, die wir noch für die letzten Laris gekauft hatten - und das war ein Fehler. In der ersten Stadt machen wir nämlich sofort Bekanntschaft mit der legendären russischen, in diesem Fall ossetischen Gastfreundschaft. Ich frage den ersten jungen Menschen, der vorbeikommt nach einem Shop für Simcards, dieser ist sofort ganz beflissen, führt uns zum Laden, wir können mit seinem Pass die Card kaufen und ich will mich mit einem Kaffee erkenntlich zeigen, aber er hat schon ein Cafe angepeilt und wir „müssen“ Pizza essen - mit seiner Eßgeschwindigkeit können wir nicht mithalten, allmählich wird uns klar, dass Marat, Militärangehöriger einer Sondereinheit - konnten wir nicht vermuten - es irgendwie doch eilig hat, wir brechen auf, das obligatorische Foto wird gemacht, Telnr. ausgetauscht und wir steigen glücklich und pappsatt ins Zebra gen Schnellstraße. Dort haben wir einige Polizeikontrollen, aber immer sehr nettes Lachen aus mongolischen Gesichtern und auch die Registrierung in einem Büro beim Posten ist problemlos. Wir merken, dass die Uhrzeit wieder um eine Stunde zurückgestellt werden kann und fahren von der Strasse in die kleine Stadt Achkhoy-Martan, zum Angelsee, die Türme einer Mosschee leuchten golden herüber, es ist Ramadan, auf dem Weg hatten wir schon bemerkt, dass die Frauen und Mädchen Kopftücher und lange Kleider tragen. Schon lange haben wir nicht mehr einen so schönen Gesang eines Mezzin gehört. Ein Angler meint, wir könnten hier 10 Tage stehen, so wissen wir, dass wir geduldet sind. Allerdings würde ich so ein Froschkonzert nicht noch einen zweiten Abend aushalten. Auch sollten wir uns vor Schlangen im Gras in Acht nehmen. Die Nacht ist dann doch erstaunlich ruhig und wir wachen gut ausgeschlafen auf. Wir sind in Russland - wirklich gerne!!
5./6. Juni Grozny - Artezani - Astrachan 301 und 407 Tageskm
Nachtplatz Artezian am Dorfrand N 44D°56`35.6`` E 046°40`39.4“
Nachtplatz vor Astrachan N46°17`15.7“ E047°52`37.5“
Wir haben ganz schön viel Kilometer gechafft in zwei Tagen, das haben wir der zum Teil guten Strasse zu verdanken, dennoch aber gibt es immer auch Teilstücke die Loch an Loch haben, frisch geschottert sind, oder man sogar einen 200km Umweg fahren muss, wie wir, weil die Strecke am kaspischen Meer entlang nicht befahrbar ist, Baustelle!
Grozny wollen wir uns unbedingt anschauen - wie mag es sich nach dem Tschetschenenkrieg entwickelt haben? Wir staunen nicht schlecht, alles wirkt unwirklich und too much von allem, heftiger Blumenschmuck, Vergnügungsparks, extraordinäre Hochhäuser und wenn man 200m rechts in die Nebenstrassen schaut, ist dort nicht einmal die Strasse befestigt. Unterwegs muß ich noch unbedingt Erdbeeeren vom Feld kaufen und Marmelade kochen, während Uli ein Nickerchen macht, so fährt esr uns frisch noch etliche Kilometer.
Es wird immer wärmer und die stechende Sonne setzt uns zu, so sind wir froh im kleinen Ort Artezian zu landen, uns fallen die mongolischen Gesichter auf, auch die Polizeikontrollen kommen uns in Form von lachenden Mongolengesichtern entgegen. Und wenn um Grozny herum noch sehr schön gekleidete Frauen mit Kopftüchern und Moscheen das Bild beherrschten, gibt es hier weder Moscheen noch Kopftücher. Bei einem Blick in einen Hof, der sonst hoch verrammelten Häuser, sehe ich Schmuck mit vielen tibetischen Gebetsfahnen. Erst morgens, als wir wieder „wacheren Blickes“ sind, entdecken wir auch den buddhistischen Tempel, eine Stupa und wissen, wir sind bei den Kalmücken gelandet. Sie sind das einzige buddhistische mongolischsprechende Volk in Europa. Durch die Strassenführung nach Westen kommen wir noch in einen weiteren Ort mit einem wunderschönen Tempel, kehren dort ein, geniessen die kühle Ruhe und ich finde, dass die buddhistische Religion doch die friedlichste ist, die ich kenne ( an Myanmar will ich gerade nicht denken). Wir drehen Gebetsmühlen und machen uns durch die Mittagshitze weiter auf den Weg gen Astrachan. Die Steppe ist heftig langweilig, Salzseen und blühende Sträucher sind die einzige Abwechslung, und dass wir Fahrerwechsel machen. Es dauert auch, bis mal wieder Tankstellen und Restaurants kommen. Wir fahren dann auch unseren Tank so leer bis das rote Lämpchen leuchtet, und upps, bei der nächsten Tankstelle gibt es keinen Diesel mehr. Da muss umgepumpt werden und zum Glück funktioniert die provisorische Pumpidee aus Görlitz.
Jetzt stehen wir vor einem Dorf, haben den Kampf gegen Millionen kleiner Fliegen gewonnen und machen die Büroarbeit.
7.Juni Astrachan - Steppe hinter der Grenze, Kasachstan 110 km
N 46°34`17.1“ E 048°56`37.0“
Astrachan ist über die Wolga zu erreichen, wir geben einen Wolgaparkplatz ein und werden von der Navi zielsicher durch den dichten Morgenverkehr geführt, hier geniessen wir erst einmal Eis und Capuccino - aus dem süssen hellblauen T2- VWbus. Eine halbe Million Einwohner wohnen wohl mehrheitlich in den Hochhäusern am Stadtrand, in der Mitte dominieren Jugendstil und auch alte Holzhäuser nebeneinander, aber unser Blick wird von überall her auf den Kremel angezogen - schon sehr beeindruckend das Gebiet mit der weißen Mauer und den riesigen Kirchen, davor ein gigantischer Rosenpark, ca 1,5 km lang. Ich kann mich kaum satt sehen an den verschiedenen Rosensorten. Wie groß der Unterschied zu Grozny, zwar nicht in dem Gigantismus, aber hier sieht alles stimmig gewachsen aus. Ich denke gerade an Hamburg, das im Vergleich zu diesen Städten wie eine Zwergenstadt wirkt.
Nach Astranach geht es durch Steppe. Ein leckeres Mittagessen nehen wir bei einem Restaurant“, geführt von einer Frau aus Azerbaitschan ein, sie bewirtet uns stolz noch als Zugabe mit gegrillten Auberginen und gefüllten Reisblättern, lecker. DurchSumpfgebiete, vorbei an Pferdeherden geht es zur Grenze - kurze Warteschlangen, trozdem Gefrängel, dem die Beamten versuchen Einhalt zu gebieten, aber die Abfertigung dauert, obwohl kaum kontrolliert wird. Nach einer Stunde fahren wir 10km bis zur kasachischen Grenze, müssen eine abenteuerlich provisorische Ponton-Brücke überqueren und dann heisst es wieder warten, dieses mal brauchen wir zwei Stunden, obwohl die Grenzer ausgesprochen zuvorkommend und freundlich zu uns sind. Kontrolle fällt auch hier sehr kurz aus, denn niemand möchte sich draussen den kleinen schwarzen Flugtieren aussetzen, die Grenzbeamten tragen Netzverschleierung - auch ich hole unsere „Kopfnetze“ raus - so kann man es aushalten, ohne dass die Viecher einem in Nase, Mund und Ohren kriechen. Nur einen Monat soll diese Plage dauern - na, den haben wir erwischt. Als alles geschafft ist - ich bin durch die Personenabfertigung, Uli mit dem Auto - stellen wir fest, dass Uli nur einen Stempel auf dem Migrationsschein hat - verflixt, das ist eine gute Vorraussetzung, dass es bei Kontrollen „teuer“ wird - also geht er zurück und bekommt auch anstandslos den Stempel - wir halten das für einen absichtlichen Trick. Gleich hinter der Grenz stehen abenteuerlich kleine Buden, mit noch abenteuerlicheren „Büros“: Bett,auf dem wir Plastz nehmen , wackeliger kleiner Schreibtisch, ein weiteres Bett, wo eben noch der junge Angestellte schlief, dort setzt sich der Geldwechsler hin und ein weiterer Kunde auf einem Stuhl, der uns mit Deutschbrocken unterhält - alles auf knapp 10qm - hier muß man die Autoversicherung abschliessen, aber das klappt gut, nur nichts für Klaustrophobiker - andererseits lauern draussen in der Hitze ( heute über 30°) die schwarzen Viecher und hier gibt es, oh Wunder, eine Klimaanlage.
Dass dann die Strasse nach der Grenze schlagartig so fürchterlich wird, rüttelt uns auf: „wir sind in Kasachstan“, wir können nicht mehr und suchen uns abseits der Strasse in der Steppe ein Plätzchen - mit Blick auf einzelne Bauernhöfe in der Ferne. Da stellen wir plötzlich fest, dass unsere Uhren unterschiedlich umgesprungen sind - haben wir es jetzt plötzlich drei oder vier Stunden später? Ich vertrau dem handy und beschliesse, dass ich um 23 Uhr nicht mehr Abendessen koche - Chips , Tomate und Bier sind passend, draussen schwirren noch die Viecher und versuchen durch Ritzen zu uns zu kommen, die Steppe ist in ein orange-goldenes Abendlicht getaucht - kitschige Romantik pur.
8.Juni Ganjuschkino - nach 125km P an Strasse und abseits am Wasser!! 152km
N47°01`37.3“ E050°40`12.7“
Auch im ausgeschlaffenen Zustand ist die Piste brutal löchrig, wenn wir heute mal 4okmh fahren können, ist das eine Ausnahme.Tolle Kamele mit zotteligem Winterfell, Pferdeherden und Schildkröten sind eine willkommene Abwechslung und ein Fotostopp tut immer mal gut. Im Ort Ganjuschkino, den einzigen den wir heute sehen, machen wir Pause. Geldwechsel und Bankomat funktioniert für uns nicht, da können wir nur hoffen, dass die Leute, die nach dem Freitagsgebet vor dem Bankomat Schlange stehen und drinnen die Bank bevölkern zu ihrem Wochengeld kommen. Wir freuen uns über die liebenswürdige Hilfsbereitschaft und so haben wir bald eine simCard und ein Internetguthaben von 10GB, doch hier in der Botanik nützt uns das gar nichts /nur WhatsApp geht), denn das Netz ist zu schwach. Dennoch können wir diesen Platz sehr empfehlen ( falls überhaupt mal jemand diese Strecke fährt, was nicht zu empfehlen ist) . auf jeden Fall ist heute der hellblaue Himmel und jetzt das Abendlicht unbeschreiblich schön, die Kamera kann es nicht einfangen. Wir stehen vor dem Wasser, können Vögel, Schwäne, Pferde beobachten - Abend! Die untergehende Sonne taucht wieder alles in ein Gold-Orange.
9.Juni bis Atyrau N47°06`22.1“ E 051°53´54.0“ 149 km
Heute geht es mit der brutalen Strasse, die diesen Namen nicht verdient, weiter - sie ist, wie wir erfahren ein Zankapfel zwischen Russland und Kasachstan, wer ist für die Kosten zuständig. Ich versuche während der Fahrt ein paar Vokabeln zu lernen, doch die Eintönigkeit der Landschaft, das Geruckel und die austrocknende Hitze scheinen mit dem Wind auch das Gehirn zu leeren. Irgendwie erreichen wir dann doch schon nachmittags Atyrau, eine moderne Stadt, bestimmt durch das Ölgeschäft, wir können direkt im Zentrum am Fluß Zhajuk (russ.: Oral) parken, werden auch sofort nett von einem Mann begrüßt, willkommen geheissen und mit viel Infos versorgt. die lustigste Variante Begrüßung heute aus hupendem Auto „Hey man, goog luck“. Wir gehen über die Brücke von Europa nach Asien, dort befinden sich alle einschlägigen Lokale, wie Burger King und Co, immerhin können wir in angenehmer Kühle einen Eiscafe trinken - zu europäischem Preis.
Wieder auf der europäischen Seite, kaufen wir geräucherten Fisch - ehemals war Atyrau Zentrum des Störfangs und der Fischindustrie.
Wir schauen uns Parks an, s.Foto und werden darauf aufmerksam gemacht, dass wir im Regierungsbezirk parken und dass dieses ab 19 Uhr nicht mehr gestattet ist, Man empfiehlt uns auf den Parkplatz des Renaissance Hotels zu fahren, das würden alle Touristen machen - na, so prickelnd finden wir die Idee nicht, da es aber die Campingplätze am Fluß nicht mehr gibt, alles mit „Villen“ verbaut ist, tun wir uns das für eine Nacht an. Wir besuchen die Aussenbar des Hotels und machen so unsere Beobachtungen - hier treffen sich die Expatriots, die in den Ölfirmen arbeiten mit jungen, sehr hübschen Frauen, Sprache ist englisch. Im Hintergrund die Moschee und als es Zeit für das Abendgebet ist, der Iman zu singen anhebt, wird die westliche Musik sofort abgestellt, für eine Stunde - wie erholsam, man schaut weiter Baseball oder Rugby auf dem Smartphone. Wir staunen nicht schlecht, als wir die Rechnung für Martini und Rotwein bekommen. Vor unserem Zebra warten mal wieder Neugierige Männer und stellen n sehr gutem englisch,nachforschend detaillierte Fragen zu unserem Aufenthalt in Kasachstan. Da die Stadt nicht schlafen geht, finden wir auch erst in den Morgenstunden ein wenig Schlaf.
10./11. Juni Dossor - Kulsaray- Bejneu - Richtung Aktau 323km
Rastplatz an der Strasse N44°18`55.3`` E 053°33´47.7“
Während der Morgen in Atyrau freundlich und ruhig ist und Sonntagsruhe ausstrahlt, setzt am Vormittag heftigster Regen ein. Die Strassen bilden Salzränder, Salzpfützen und kleine Seen entstehen, wir dieseln unseren Weg gen Usbekistan Stück für Stück, immerhin ist die Strasse endlich eine Strasse, sogar mit Mittel- und Seitenstreifen. Wir passieren die Orte Dossor und Kulsary, hier kann man tanken, aber es gibt keine gute Dieselqualität, überall wo wir nachfragen verneint man, einmal werden sogar die Lieferscheine eingesehen - nein, nur Kat.2! Etliche Nekropole säumen den Weg. Zum Abend hört der Regen auf und wir finden ein ganz ruhiges Plätzchen in der Steppe, erleben einen farbigen Sonnenuntergang und eine unfreundliche Morgenbegrüßung - das war unmissverständlich, wir sind hier nicht willkommen. Bei strahlendem Sonnenschein geht es die 130 km bis Bejneu, hier könnten wir Pause machen um dann pünktlich am 15.Juni, Stichtag unseres Visums, nach Usbekistan einzureisen. Bejneu erkunden wir zu Fuß, finden Geschäfte, Basare, sogar überdacht - was bei der Hitze Sinn macht. Wir essen in einem Restaurant die leckersten gegrillten Hähnchenteile plus Salat, während die „Einheimischen“ an einem kleinen Reis oder Suppe naschen ( in Kasachstan sind die Restaurant - Portionen sehr klein und das sagen wir, die wirklich auch nur „halbe Portionen“ essen). Als wir bei Melone und Kaffee im Zebra sitzen, nochmal die Reiseliteratur studieren , auch mit Susanne Kontakt haben, die mittlerweile in Samarkand ist und uns über Usbekistan informiert ( für sie wollen wir übrigens 20l Diesel Euro5 mitbringen), wird uns klar, dass wir hier nicht die Zeit „verträumen“ können, denn die Halbinsel Mangyschlag mit der Stadt Aktau hält wirklich viel Sehenswertes bereit. Der Regierungsbezirk heisst Mangystau, was übersetzt so viel bedeutet wie „tausend Winterlager“ - da müssen wir doch hin. Also entscheiden wir die 1200km mehr zu fahren, dafür etwas später nach Usbekistan, denn die Visumszeit dort müsste uns reichen für die Besichtigungen. Wir decken uns im Supermarkt noch mit dem Nötigsten ein,am Stadtausgang wird getankt und hier gibt es endlich guten Diesel für Susanne, der Kanister ist voll! und dann geht es in der schon kühleren Abendluft nochmals auf die Piste - eigentlich ist nur Uli als Fahrer in der Versicherungspolice eingetragen, aber da muss man mal das Risiko eingehen und auch ich fahre ein paar Kilometer, die Strasse ist von hervorragender Qualität, es gibt sogar Parkplätze - auf einem solchen werden wir die Nacht zubringen, ob schlafend? Auf jeden Fall wollen wir früh starten, denn bis Aktau sind es noch 300 km und unterwegs warten schon etliche Besichtigungspunkte , wir freuen uns darauf.
12./13.Juni Halbinsel Mangyschlak , Oase Akmysch, Brunnen N41°14`51.3“ E051°33`47.7“ 152km
Trotz Strasse gut geschlafen, früh losgefahren und nach 26km erreichen wir den ersten Canyon, die Landschaft ist grandios, die weißen Kalkstreifen in den Bergen leuchten. Wir sind begeistert, auch von der Weite. Typisch Kaschstan, nichts gibt es in kleinen Dosen und bald kommt uns auch diese spannende Landschaft endlos vor. Wir fahren bis Shepte und nehmen die Piste zur kleinen Oase Akmysch - immer vor uns den Berg Scherkhala, der wie eine riesige Jurte aus der Landschaft herausschaut. Bei der Oase ist ein Parkplatz , von der Ausgrabungsstätte nichts nennenswertes zu sehen, ausser dass Bauarbeiter fleißigst Mauern ziehen, vielleicht doch ein Museum? Viele Einheimische Familien treffen sich zu einem lauten nächtlichen Beisammensein, aber irgendwann werden wohl auch die Kinder müde. Der Sonnenuntergang ist grandios und ich klettere noch etliche Bergrücken, bis ich die Fotos vom Scherkhala im leuchtenden Abendlicht habe - glücklich. Auch die kleinen Dinge beglücken uns, wie die Mäuse vorm Camper oder der Schmetterling, der die einzig blühende Diestel weit und breit findet und in vollen Zügen den Nektar geniesst, oder der Vogel, der sein Abendlied singt. Immer wieder Nekropolen, oder Gräber berühmter Heiliger, sogar einige Lastwagenfahrer halten andächtig für ein paar Gedenkminuten.
Der Morgen in der Oase ist besonders, alle Tieren werden nach und nach wach, die Pferde wiehern, Kamele röhren, der Kuckuck singt, dann ein anderer Vögel und die Mäuse kommen aus ihren Löchern oder beginnen schon mal mit dem Hausputz. Wir füllen im artesischen Brunnen eisenhaltiges Wasser, starten bald und lassen uns weiter von dieser Landschaft in Bann ziehen, da taucht am Strassenrand plätzlich ein Fuchs auf und staunt, bevor er im Bau verschwindet. Die harte Schotterpiste mit harten Wellen müssen wir in Kauf nehmen. Heute wolkenloser Himmel, stechende Sonne, dazu ein frischer Wind, in der Ferne sehen wir eine riesige Windhose.
13. Juni „Sultan Epe“ mit Meerblick N44°28`26.7“ E051°01`26.3“
Immer wieder weisen Hinweisschilder am Strasenrand auf Nekropolen oder Gräber von berühmten Atas, wir folgen dem Hinweisschild zum Canoyon Schakpakatasaj - wozu haben wir so ein Fahrzeug, was diese Sandpiste mühelos, wenn auch langsam schafft ( in solchen Momenten träume ich von einem schnellen Toyata -aber auch wir sagen „alles ist möglich IVECO“). Dieser Canyon ist beeindruckend durch seine Breite und den hohen weißen Kalkwänden, als er sich verengt, wird es grün und Wasserreste sind zu sehen.
Unser zweiter Abzweig gilt dem Schild „Sultan Epe“ 8km - zunächst begegnen wir wieder vielen Pferdeherden, einzelnen Kamelen, dann eine Grabanlage mit drei großen Gräbern, schön verziert und kunstvolles Mauerwerk innen, anschliessend kommen wir zu einem Gästehaus. Von den 100 Touristen, die hier täglich eintreffen sollen, sehen wir keine - wir werden zum Tee reingebeten, eine lange Tafel biegt sich vor Köstlichkeiten ( zugedeckt mit Tüll), leider haben wir keinen Hunger, direkt vor mir stehen Hammelinnereien, daneben Pflaumenmarmelade und köstliches Schmalzkringelbrot, davon koste ich. Der Gastgeber darf wegen Ramadan nichts essen. Wir werden dann von dem 26jährigen Jrzhan begleitet, er spricht etwas Deutsch und schwärmt von Köln und dem Rhein. Nach einer strengen Abfolge geht die Besichtigung vonstatten - ich wollte eigentlich nicht eine so große Wanderung bei der Hitze machen, und da es auch steil in den Canyon runter geht, habe ich ziemliches Herzpochen, erst recht beim Aufstieg ( so ein junger Typ legt ein gutes Tempo vor), beim ersten kühlen Abendwind verfliegt auch das Pochen. Jrzhan sagt, wir sollten nur noch kurz fahren, dann würden wir das Meer sehen. Nach einem Kilometer dann diese tolle Aussicht, die Hunde kommen hinterher, sollen uns wohl bewachen ( dreimal bellen sie nachts, gut gemacht), ein farbiger Sonnenuntergang läßt uns schwärmen. Morgens fahren wir zurück zum Brunnen und schöpfen reichlich Wasser, auch Jrzhan kommt mit kasachischen Touristen und wir können uns noch mit einem anständigen Trinkgeld bedanken.
14.Juni Fort Schevtschenko am Kaspischen Meer
N44°30`19,7“ E050°14`37.4“
10km Sandpiste zurück zur Schotterpiste, Mittagshalt neben einer Nekropole, wir schlafen tief ein, ist wohl doch anstrengend so eine Reise. Und dann sehen wir das Meer in Fort Schevtschenko, der Ort eher unbedeutend, dafür der Strand spektakulär - wir haben ihn zunächst alleine. Erst am Abend treffen Familiengruppen ein, eingie wagen sich kurz in das kalte Wasser -auch wir sind nur kuz geschwommen, es ist ziemlich kalt, Uli misst 14°. Die heiße Sonne aber wärmt uns schnell wieder auf. Neben unserem Mobil stehen drei Jurten, in ihnen soll eine Geburtstagsfeier zum 25. einer jungen Frau starten, gefühlte 50kg Fleich werden gegrillt, immer wieder neu Feuer gemacht, es soll Musik und Tanz stattfinden, immer mehr Leute treffen ein, da nehmen wir doch Abstand und fahren einen Kilometer weiter in die Dünenlandschaft, dank Vierrad sind wir aus dem Sand wieder rausgekommen. Vorher haben wir noch eine ganz nette Begegnung mit einem interessanten Paar aus Aktau, Telnr. werden ausgetauscht, falls wir mal Probleme haben, können wir sie kontaktieren und eine Visitenkarte mit tollem Symbol soll Polizisten von Korruputionsabsichten fern halten - obwohl, das muß einmal gesagt werden, haben wir bisher null Probleme mit der Polizei.
Der Abendhimmel ist unbeschreiblich farbig und über so eine lange Breite haben wir noch nie über so viele Stunden einen Abendhimmel beobachtet.
Während die Veranstaltungen der Fußball WM beginnen, haben wir hier eine fantastische Breitbildleinwand.
15.Juni Saura Canyon/Strand N44°13`18.6“ E 050°48`30.3“ 82km
(Fahrt gen Aktau )
Der herrliche Morgen, mal wieder wolkenlos, lädt zum Strandspaziergang ein - wir schreien beide gleichzeitig auf - eine ziemlich große Schlange rutscht vor uns ins Meer, bald darauf entdecken wir auch noch ein kleineres ängstlicheres Exemplar, das mich anfaucht beim Versuch es zu fotografieren. Wir machen uns weiter keine Gedanken, setzen den schönen Spaziergang fort und googeln dann, wie das Tier heisst: Dolichophis Caspius, eine Springnatter, frisst Eidechsen, nicht giftig, schnappt schmerzhaft, richtet sich um die halbe Körperlänge auf (die größte , die wir sehen scheint mir locker 2m lang zu sein) - also Achtung, aber nicht lebensbedrohlich! Das hilft mir abends beim Spaziergang am Strand von Saura - hier sehen wir schon überall die schönen Schlangenlinien im Strand und dann auch etliche Exemplare, die dabei sind sich von den Wellen ins Meer spülen zu lassen oder sie fliehen vor uns und rutschen mit eleganten Seitwärtsbewegungen ins Wasser -ich glaube, das hier ist kein Ort für Strandurlaub mit Kindern, auch ich kann diesen Strand nciht entspannt geniessen und ins Wasser kriegt mich hier niemand. Wir erleben hier ohnehin einen sehr ausgestorbenen Flecken, ein Hinweisschild mit QR-Code ist so vollgeschissen, dass ich es erst einmal abputzen muss, so lesen wir, dass hier ein See, die Schwarze Perle, sein soll mit einem Schildkrötenbestand. Was wir vorfinden ist noch eine ganz kleine Pfütze, ich höre zwei Plumpse ins Wasser, Uli findet einen Schildkrötenpanzer - erst am nächsten Morgen stellen wir fest, dass wir noch einen knappen km hätten weiter laufen müssen, dort sehen wir, jetzt von oben die „Schwarze Perle“ und auf einem Stein sogar eine Schildkröte - zugewachen alles mit blühenden Tamarisken, ein sehr großer Parkplatz mit Picnicplätzen, lauter zerfallene Wohnhäuser, drei intakte Hausstellen, eine große Schafherde, Kühe, Pferde, ein Canyon, nicht allzu tief, wir erwandern ihn ein Stück weit, und witzigerweise gibt es noch einen „DLRG - Aussichtsturm“ - und wir alleine, bewacht von einem sehr dünnen, hungrigen Hund, der gefüttert werden will. Eigentlich ein herrlicher Flecken Erde, den wir mit farbigem Sonnenuntergang und Meeresrauschen und einem fantstischen Blick beim Frühstück auf das türkisfarbene Wasser geniessen ( „kein Paradies ohne Schlangen“).
16./17. Juni Aktau Uferpromenade bis 100km vor Bejneu 107km / 366km
N41°41`05.6“ E 54°17`29.9“
Nach dem Erfolgserlebnis den See die „Schwarze Perle“ doch noch gesehen zu haben, flutschen die km bis nach Aktau recht zügig. Vor der Stadt, Nähe Fllughafen, besichtigen wir die schönste, größte Nekropole, Khoschkar- Ata. HIer wird besonders deutlich, dass ein Friedhof kein Gräberfeld ist, sondern eine Stadt der Toten, entsprechend dem irdischen Leben, was die zur Schaustellung des Ansehens und des Reichtums betrifft. Die Mittagshitze ist so erschlagend, dass wir nur kurz hier verweilen. Aktau zeigt sich uns als „gradlinige“ moderen Stadt, wir peilen das Zentrum an, und ganz unbeabsichtigt, haben wir alle Sehenswürdigkeiten abgehakt, wie das Hochhaus mit dem Leuchtturm, das Denkmal von Schevtschenko, das Mahnmal für 1941-45 (leider gerade mit Renovierungsarbeiten), das Dramentheater und fahren bis an die Uferpromenade, mit Regierungsgebäuden und prächtigster Blumenbepflanzung - alles etwas unnatürlich, nur die Stockrosen am Strand sind eine Pracht. Dass wir uns für einen Nachtplatz in der Sackgasse der Uferpromenade entscheiden, war nicht so klug , wie gedacht, denn hier finden rund herum Discos statt, eine dann bis in die Morgenstunden - eine fast schlaflose Nacht ! Wir verbringen mehrere Stunden im Restaurant l `amore und machen so unsere Beobachtungen, werden auch angesprochen. Der Reichtum, der hier zur Schau gestellt wird, in Form von SUVs , Kleidung, Kinderreichtum und sich biegenden Essenstafeln bei teuren Preisen, ist wohl nur für Aktau, der Ölstadt repräsentativ. Ich empfehle jedem Besucher in diesem Lokal eine Weile zu verbringen, das Essen ist auch lecker und schön angerichtet ( man kann ja auch wenig bestellen, wir empfehlen die Vorspeise mit Eggplants!! und den gegrillten Fisch. Rotwein ist auch super! Und das Personal ist sehr auf Zack und freundlich. Ja, und alles andere ist Zufall, ob dann gerade zu beobachten sein wird, wie zwei kleine Mädchen (ca 1,5 Jahre alt) mit Luftballons auf einander losgehen, die eine haut vergnügt drauf, die andere dreht sich schüchtern, weinend weg - das geht eine ganze Weile, kein Erwachsener schreitet ein, und so üben diese zwei mit ihren angeborenen Gaben fürs Leben das Spiel von Sieger und Verlierer, ohne jede Ethik.
Morgens ( s. heute PPP und am Montag gleich noch einmal) wollen wir uns dann doch noch gebührend vom Kaspischen Meer verabschieden, Uli schafft sogar zweimal den ganzen Körper reinzutauchen, ich nur die Füße - es ist einfach zu kalt mit 14°, während die Luft sich schon wieder gen 30° aufheizt. Wir starten, obwohl so ohne Klimaanlage dieses kein Vergügen ist, dazu kommt ein starker Wind, viel Sand ist in der Luft und trübt die Sicht. Dennoch fahren wir heute über 360km - Usbekistan wir kommen.
Na, so schnell ist es nun doch nicht mit der Abfahrt geworden, in Bejneu um die Mittagszeit ist es ganz schön heiss, wir besuchen dennoch den überdachten Basar, decken uns mit dem Nötigsten ein. Gen Grenze Usbekistan gibt es eine abenteuerliche Ortsausfahrt, das Zebra wird ordentlich durchgerüttelt und dann schrabt es und quiekt in höchsten Tönen, auch noch mehr Gerüttel hilft nicht, wir fahren auf einen ebenen Platz , jeder muss mal fahren und horchen: wir sind uns einig, da Geräusch kommt aus dem linken Vorderrad, Uli bockt den Wagen hoch , wir drehen das Rad: nur ein Stein, die Bremsbacken, das Radlager?? uns ist klar, wir müssen eine Werkstatt aufsuchen. Zum Glück sind wir ja noch ortsnah ….. und nach gut zwei Stunden sind wir wieder on tour. (PPP) Leider haben wir nicht die genaue Adresse der Werkstatt, aber ein Foto - es ist die im Kreisel - sehr zu empfehlen. Nach 50km Rüttel-Loch-Wellen-Piste sind wir geschafft, finden ein Dorf, wollen am Rand uns einrichten, aber es geht beim besten Willen nicht, denn die Kamele stimmen einen Chor, wie von tiefen Digeridoos an und wollen nicht aufhören - nein, solch ein Konzeret haben wir nicht gebucht . Zurück zum Strassenrand, dort lässt es sich gut schlafen, nicht ohne vorher mal wieder einen fantastischen Abendhimmel geniessen zu können. Danke Kasachstan, bis in zwei Monaten ….
Unsere Reisen nach Marokko, Iran, Oman, VAE, Türkei, Russland, Mongolei , Irland, Albanien kann man auf unserer alten homepage www.wirsindunterwegs.de nachlesen und anschauen