10.Juli Panjakent, Tadschkistan                                                     143km

  Übernachtung: Am Fluß beim Restaurant Obod

 

Abschied vom Hotel Bek und allen Lieben mit vielen Ermahnungen ihr gutes Hotel zu loben und einem Beutel voller frisch gepfückten Gemüses. Wir decken uns noch mit Getränken ein und dann geht es zurück über den Pass mit herrlichen Ausblicken auf das Tal. Nach einem Mittagimbiß erreichen wir die Grenze - das ist ja fast wie ein Spaziergang, hier ist nichts los, unsere Pässe werden abgestempelt und freundliche Verabschiedung „kommen Sie mal wieder nach Usbekistan?“ - wer weiss, vielleicht in zwei Jahren

 

Auf tadschikischer Seite ebensolche Freundlichkeit - ja haben die alle ein Seminar besucht?  Nur als Uli mit den Autopapieren noch ins Büro muss, wird mir die Zeit lang und heiss - zum Glück funktioniert noch mein usb. Internet und ich kann etwas schreiben, aber dann geh ich doch mal schauen - im Büro  hat man ausgiebigst die Autopapiere studiert, das Zebra in Augenschein genommen und festgestellt, dass wir, da zu groß und zu schwer 100 Dollar Strassengebühr zahlen müssen, über 10t kostet es dann 150 Dollar. Der Beamte lacht und entschuldigt sich, es täte ihm leid, er kann nichts dafür, das sind die Bestimmungen - also wird gezahlt und Uli kann mit mir gehen, keine weiteren Kontrollen, kein Gang ins Mobil, der Schlagbaum wird per Hand geöffnet und wir sind in Tadschikistan - Pamir Highway wir kommen - doch das dauert noch ein paar Tage. Nun, zu viel Zeit dürfen wir uns auch nicht lassen, denn das Auto darf  nur 15 Tage im Land bleiben ( wir 30Tage, schräg, oder?) , der Beamte „ Sie müssen wissen, unser Land ist klein, das schaffen Sie in 15 Tagen, sonst müssen sie zum Zoll in Duschanbe und verlängern.“ Der kennt unsere Langsamkeit nicht, wir sind gespannt. Sonnenblumenfelder begrüßen uns und die Bergketten rechts und links, in fantastischen Farben. In Panjakent, dem ersten Städtchen, sehen wir das Hinweisschild zur Touristinfo, tolles neues Gebäude, der Kulturpalast. Hier halten wir, haben ein paar Fragen zu Simcard und Autoversicherung. Leider ist das Büro nicht besetzt, aber beflisssenes Personal telefoniert und nach 10 tadschikischen Minuten kommt Herr Zfar Norov, der Executiv Director und wir haben eine kleine Konferenz in seinem Büro - sehr hilflreich und ausgesprochen nett in gutem Englisch, die Simcard bekommen wir auch von ihm und alle weiteren Infos plus Einladung in sein Hostel. Leider ist das Zebra zu hoch um im Innenhof zu parken, aber an der Strasse sei es auch möglich. Dennoch entscheiden wir uns für den Fluß und landen bei einem schönen und sehr empfehlenswerten Restaurant, Obod. Hier steht schon ein Camper aus den Niederlanden und wir lernen Klaas und Willi kennen, die begeistert, mit leuchtenden Augen vom Pamirhighway kommen - endlich mal wieder ein deutsches Gespräch mit reichlich Bier und einem farbigen Sonnenuntergang über dem Fluß. Es ist spannend ihnen zuzuhören und ich freue mich jetzt noch mehr auf den Pamir.

 

 

11./12.Juli    Zarafshan-Tal bis Sorvodo, M34 und zum Iskanderkul , 

129km und 53km

Morgens besuchen wir zunächst das Rudakimuseum, hier findet man Originalfresken der Ausgrabungsstädte „dem Pompeji Tadschikistans“,  und Informationen zur ersten Besiedlung dieses Gebietes durch die Sogten - wir haben mal wieder Glück, eine Deutschprofessorin ist gerade im Museum und wir erhalten eine Spezialführung mit vielen Infos - sogar die Nationalhymne singt sie uns vor, wie anrührend.

Klaas hatte uns beglückwünscht, dass wir die Route so herum gewählt haben, auf diese Weise kommen wir durch das wunderschöne  Zarafschan-Tal, der Fluß Zarafschan (=goldtragend) sorgt für die fruchtbare Ebene, zur Zeit werden die Aprikosen geerntet - wir bekommen von Kindern einen Beutel geschenkt, da muß ich dann auch abends mal wieder Marmelade kochen. Immer wieder staunen wir über die Farbigkeit der Berge, besonders wenn die Rottöne vorherrschen, überall winken die Menschen freundlich - die Kinder sind aber schon vom Tourismus „verdorben“, sie betteln um Geld (das bedienen wir nicht). Als wir dann in Aini auf die M34 gen Duschanbe abbiegen, staunen wir nicht schlecht, die Schlucht ist eng und die Berge dramatisch schön und hoch zu beiden Seiten - das haben wir nirgends gelesen, weil die vom Pamir verwöhnten Touristen, dieses hier nicht mehr aufnehmen können (das hatte Klaas gemeint!). Leider gibt es viel Truckverkehr, aber die Strasse ist super in Ordnung, immer wieder gibt es kleine Dörfer an den Hängen. Vor Sorvodo machen wir Halt bei einem Restaurant - Trucks stehen hier auch schon - und das ist ein sicheres Zeichen, dass es hier gutes Essen gibt. Wir dürfen dann auch gleich die große Küche in Augenschein nehmen und einen Blick in die Töpfe werfen, hier und dort ein Fleischstückchen probieren , da kann man nicht widerstehen, wir bestellen viel zu viel, das Lamm ist so lecker, dass wir es uns für den nächsten Tag einpacken lassen. Ich darf im Garten die Feuergruben anschauen, in ihnen wird im leckeren Rauch das Fleisch gegart, der „Koch“, eigentlich Polizist, ist mächtig stolz darauf, er weicht uns auch sonst während des Aufenthaltes nicht von der Seite und in bestem Russisch verständigen wir uns - das ist mal gelungen. Der Wermutstropfen: wir kommen kaum zum Schlafen, denn der Verkehr wird nachts immer wilder, die Lastwagenkolonne will nicht abreissen.

 

 So brechen wir schon um 8 Uhr zum IskanderKul auf, nur 30km, da werden wir schon bald sein - ganz so schnell ging es dann doch nicht, denn nun heißt es zum Teil Piste fahren, und es ist steil, das Zebra schnauft, die Ausblicke sind wahnsinnig und immer wieder ist ein Fotostopp fällig.  Dann eine Schranke, wir müssen zum Haus hochklettern, wir werden registriert, in ein dickes Buch eingetragen und müssen Maut zahlen (34 Sumoni), dann geht es am See entlang, auf 2255m Höhe mit Blick auf die „Mütze Alexanders“ (3600m). Um den See ranken sich Sagen über Alexander den Großen, der sein Pferd Buculus hier verloren hat, dieses steigt nun in den Vollmondnächten aus dem See oder vielleicht eher diese Sage: Alexander baute hier einen Damm, um ein Dorf zu fluten. 72m ist der See tief und 5km lang. Für uns erreicht dieser Ausflug seinen „Höhepunkt“ bei 2500m, denn uns stoppt die Russin Evelyn und macht uns klar, dass am See zu viele Mücken sind, auch die Leute am See zu laut abends feiern und  sie deshalb in den Bergen, in Sarytag ein Zimmer gebucht hat, es seien nur 5km (etwas mehr war es dann schon). Sie überzeugt uns davon, dass wir auch unbedingt dort nächtigen wollen. Erst dann erblicken wir ihr Gepäck - für eine Alleinreisende nicht schlecht, unser Zebra ist bis an den Rand gefüllt. Was wir dann erleben ist eine abenteuerliche Pistenfahrt mit herrlichsten Ausblicken, zunächst einmal am Haus des Präsidenten mit seinen Helikopterlandeplätzen vorbei, dann stetig bergan, machmal durch Wasser, dann versperrt eine Kuh mit Band den Weg, bis zum es geht nicht mehr, aber ist das die Pension? Ich frage sie, was sie meint, sie antwortet, „Ich denke ihr seid Helden“ ???? Die Leute dort verstehen nicht mal ihr Russisch und auch sonst scheinen sie nicht im Bilde, ob Evelyn hier was gebucht hat, es wird telefoniert … und irgendwann ist dann doch klar, dass sie hier richtig ist -  und uns ist klar, dass wir hier nicht bleiben. Also wieder die traumhafte Strecke retour. Wir sehen das große Plakat der chinesischen Goldminenfirma (wir erfuhren, dass es ein ganz schlechtes Geschäft für Tadschikistan war, den Chinesen die Schürfrechte verkauft zu haben, weil diese ihre eigenen Arbeiter mitbringen und nur 20% des Gewinns im Land bleiben). Ein schönes Plätzchen für die Mittagspause ist am Fluß gefunden, doch zur Nacht fahren wir zum Ausgangspunkt am See zurück, von hier aus können wir morgen zum Wasserfall wandern. Wolken ziehen auf und ein paar dicke Regentropfen fallen. Wir sind sehr müde heute und voll von den tollen Bergen, den Farben - es ist gigantisch! Die  deutschen Motorradreisenden Susanne und Ossi treffen auch noch ein, wir klönen eine Weile, vielleicht sieht man sich mal wieder.

 

Mir war bei der Bergfahrt zum Iskander etwas "mulmig", Angst? alles zu hoch? zu viel? und dann hatte ich plötzlich das Wort für mein Gefühl : Ehrfurcht, in diesem Wort steckt ja auch Furcht, aber es trifft genau das Gefühl für diese überwältigende Größe und Schönheit

Staunt mit uns über die Farbigkeit der Berge - ihre Größe kann ich kaum mit der Kamera einfangen.

13.Juli    M34 vor Varzob N38°52`22.6“ E68°49`57.8“     85km

So früh sind wir noch nie aufgestanden, aber es  hat sich sehr gelohnt, denn so erleben wir alleine den sog. Niagarawasserfall mit seiner vibrierenden  Aussichtsplattform. Nein, ich hab es gar nicht gerne, wenn man durch ein Gitter in dieTiefe blickt , da kletter  ich lieber noch etwas höher und fotgrafiere Uli von oben. Diese kleine Wanderung finden wir sehr empfehlenswert. 

Bald sind wir dann auf dem Weg weiter gen Duschanbe, dem nächsten Erlebnis entgegen, das  wir so gegen Mittag erreichen: den Anzobtunnel - 5km absolute Geisterbahn, zum Glück eine kleine Mittelbeleuchtung an der Decke, ansonsten stickig-dunkel, eng - einige Idioten überholen , dunkel taucht ein liegengebliebener LKW auf, gleich danach ein tiefes Loch in der Strasse, wir atmen auf als wir draussen  sind - und das war noch nicht alles, denn viele kleine Tunnel folgen, Wie schön ist es,  dann bald einen Rastplatz am Fluß zu finden, es gibt ein Festessen mit gebratenen Auberginen, auch das Zebra wird ein wenig gewaschen. Zwei Radfahrer halten, sie hatten sich durch den Tunnel von einem LKW mitnehmen lassen, ich koche einen Tee mit unserem letzten Wasser. Da müssen wir dann doch noch weiter um einzukaufen und finden nochmals ein tolles idyllisches Plätzchen am Fluß für die Nacht. Und wieder  kommen Ossi und Susann auf ein Schwätzchen vorbei, sie konnten mit den Motorrädern über den schottrigen Anzob Pass fahren und sich so den Tunnel sparen.  (geht nicht für Autos, wegen der Erdrutsche und Strassenabbrüche).

 

 

14.Juli Duschanbe, Samstagmorgen Stadtbesichtigung

Samstagsputz oder kommt der Präsident?Wir fahren durch Orte, wo jeder mit Besen herumläuft und von den Strassen das letzte Staubkörnchen gefegt wird. Vor der Hauptstadt sieht die Gegend nach „Sommerfrische“ aus: Villen, Anlagen, Restaurants, alles prächtig. Hierhin kann der Reiche Städter dem Dunst der Stadt entfliehen.

Ein paar Stunden haben wir der Hauptstadt gewidmet, zurecht nennt man sie Gartenstadt, denn das Grün und die Parkanlagen bestimmen das Stadtbild. Dann die monumentalen Gebäude, Hochhäuser, Statuen - alles sehr propper. Ganz in der Nähe des Rudaki-Parks gibt es einen Parkplatz, von dem aus wir unsere Erkundungen starten - wir kennen ja etliche Parkanlagen mit Springbrunnen in Deutschland, aber diese hier stellen alles in den Schatten: Millionen Rosensträucher, verschiedenste Springbrunnenanlagen. Wir gehen zum Abkühlen in ein großes Kaufhaus mit ener Passage mit Handyshops, über 100 Shops mit Samsung und Co reihen sich aneinander, verrückt! Zum Glück gibt es auch noch eine kleine Lebensmittelabteilung und Bier, wir decken uns ein.

 

Bei der Ausfahrt können wir vom Zebra aus nochmals Parkanlagen und verschiedene Denkmäler ausmachen, die Aussentemperatur klettert wieder auf fast 40°. 

 

14.Juli bis Obi Garm/ Aligalabon           159km

 

Nach Duschanbe geht es für uns auf der M41 nach Osten gen Pamirhighway, unser Traumziel. Wir sind etwas von der Hitze geschafft, aber mit Pausen geht es. Auffallend, dass sich merklich Landschaft und Menschen ändern, der Brotverkäufer (Mann!) trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Muslim“, viele Männer tragen weiße  lange Bärte und lange Kaftans, die Frauen tauchen kaum draussen auf, ansonsten tragen sie Kopftuch und lange Kleider mit fessellangen Hosen und Strümpfe. Jungs winken uns zu und schreien Hello, aber mehr Englisch können sie nicht. Mädchen sind nicht draussen zu sehen, Moscheen gibt es  kaum - der Staat versucht den religiösen Bestrebungen einen Riegel vorzuschieben (teilweise nur erfolgreich??). Plakate von Päsident Rahmon sind überall präsent. Unser Tagesziel sollte Obi Garm sein, in unserer Karte sind „Heiße Quellen“ verzeichnet, diese finden wir nicht ( sind in Hotelkomplexen integriert und nicht mehr frei zugänglich - ohnehin ist mir schon ohne Quellen sehr heiß). Stattdessen füllen wir etwas Wasser auf, denn überall sprudelt es am Ortsausgang aus Quellen, wo dann auch gleich ein Geschäft mit Autowäsche gemacht wird, ein Junge hilft uns und ist total überrascht als ich ihm etwas Geld zustecke, er winkt uns wild hinterher. Da ich mich nicht gut mit der Strecke vertraut gemacht habe - wir reisen zu schnell, ich schaffe nicht mehr die Reisebücher genau zu lesen - bin ich zunächst über die diesige Luft erstaunt, schade, die Sicht auf die Bergketten könnten Superfotomotive sein. Doch dann wird klar, was der Grund ist: wir kommen auf die größte Baustelle Tadschikistans zu, der Asphalt hört auf, die Strasse wird rumpelig und staubig, hier beginnt das Tal des Flusses Vakhsh in das wir hereinschauen, unheimlich die Erdwälle, von weitem ist die unfertige „Staumauer“ zu sehen und wie Ameisen die vielen orangefarbenen LKWs. Es soll der höchst Staudamm der Welt werden mit über 350m, und wenn dann alles geflutet ist, kann man diese Strecke zum Pamir nicht mehr benutzen, auch keines der Dörfer wird mehr sichtbar sein, 30000 Menschen müssen umgesiedelt werden - wohin? Wen es interessiert, der kann noch viel darüber lesen ( ich habe es inzwischen gemacht), ein riesen Politikum (auch das Thema muslimische Dörfer kann man so lösen!) Und irgendwie wird mir die Strecke plötzlich unheimlich (ich hab auch vergessen Fotos zu machen und das passiert mir selten), der Fluß trägt noch dazu bei, denn mit ungeheurer Kraft donnert er dahin, in einer Farbe die man mit zementgrau oder angebranntem Kakao beschreiben kann, schlammig, dickflüssig, „grau-sam“. Schnaufend rumpelt unser Zebra dahin und wird oft von überholenden Wagen eingestaubt, wir sind alle froh, dass es Abend wird und Zeit für den Nachtplatz - ob es eine so gute Idee war, direkt neben der Rumpelstrasse zu stehen? - nachts nämlich werden die LKWs „losgelassen“ - schon gut, dass diese nicht auch noch tagsüber rumstauben, aber so lassen sie uns doch etliche Stunden nicht schlafen - vor Aligalabon, diesen Namen werde ich wohl bald vergessen, genau wie die Landkarten in 20 Jahren ihn nicht mehr kennen werden.

 

15.Juli  am Vaksch und dann am Khingob entlang über Talvidera bis Hur  

  Nachtplatz Flußbett (super ruhig!)      100Km

 

Sonntagsausflüger und Basarbesucher scheinen unterwegs zu sein, wie immer in total vollgestopften Autos , zum Teil mit aufgetürmter Dachladung. Opel in allen verschiedenen Modellen ist der dominierende Autotyp.  Die Strasse ist sogar teilweise im Ort geteert, doch dann wieder kilometerlang rumpelig, dazu abenteuerliche Brücken, von denen eine gerade zusammen geschweisst wird, das scheint nötig - Augen zu und  drüber! Auch die Steilhänge zum Fluß hin, sind extrem und natürlich ohne Leitplanken, doch mittlerweile bin ich schwindelfrei, nur selten geh ich lieber zu Fuß, doch an die schlammige Farbe des Flußes, der den ganzen Winter ins Tal zu bringen scheint, kann ich mich nicht gewöhnen. Ansonsten wird es nicht langweilig auf dieser Strecke, da gibt es viel zu beobachten:  kleine Siedlungen, spezieller Flechtzaun, sorgfältige Lehmhäuser und Lehmställe, liebevoll angelegte Sommerblumengärten, Jungs, die im Fluß schwimmen (brrrr!), viele Tiere, frei herumlaufende Esel, auf dem Weg leigende wiederkäuende Kühe … Dann sehen wir ein Pärchen( aus Neuchatel, CH) auf Rädern in der nächsten Serpentine, begleitet von mitlaufenden, johlenden Jungs - viel schneller sind wir auch nicht, ich bewundere diese Frau, ganz schön sportlich und ausdauernd bei dieser Hitze, auch hier auf 1600m ist es über 30°. Liebe Fahrer, es gibt unterwegs auch einen kleinen glasklaren See zum Baden plus Restaurant - wir sehen davon ab, denn alles kann man nur unter den Augen vieler Neugieriger machen. Gerade wurden hier Hochzeitsaufnahmen gemacht, die Braut mit Totalverschleierung!. Uli muß aufs Dach klettern, eine Motorölflasche läuft gerade mal wieder aus ( muß an der Hitze liegen), auch da klettert schon jemand neugierg hinterher, während ich 5 Jungs amüsiere mit Seifenblasen, und Kaugummi, eigentlich sind sie losgeschickt um uns die zwei Flaschen Kwas, Malzbier ähnliches Getränk, zu verkaufen ( wir bekommen davon aber immer sofort Durchfall und kaufen keinen mehr). Zweimal werden wir regristriert, die Beamten sind fix und freundlich, auch geschnorrt wird nicht. Zwischendurch blinkt plötzlich unsere Kraftstoffilteranzeige, Wasser im Diesel? Mit Handbuch suchen wir und schrauben auf, nichts passiert, ich schreibe einen Hilferuf an unsere Werkstatt und prompt klingelt mein handy  und Ralph beruhigt uns und gibt Anweisungen, einfach goldwert diese Kellers, ebenso wie Jan-Niklas, mein PC-Fachmann, der mir ausführlich schreibt, was ich mit meiner fantaverklebten Tastatur machen kann.

 

Unser Abendplätzchen am Fluß, der hier ganz flach ist und wie ein See wirkt, (vor Hur) ist herrlich ruhig, wir schlafen fest. Die Warnung im Reiseführer für den nächsten Streckenabschnitt über den Sagirdasht-Pass, 3252m ,  lautet:“ gute Fahrkünste sind hilfreich“ - da bin ich mir bei  Uli sicher - „Personen mit schwachen Nerven sollten links sitzen“ - das werden wir dann morgen berichten.

16.7.  über den Sagirdasht-Pass, Qala-i Khumb, bis Nachtplatz am Fluss Panj

          N38°27`23.8“  E070°57`34.1“     98km

 

Das Wichtigste zuerst: ich habe keine schwachen Nerven! Ein voller Tag liegt hinter uns, und  ohne Mittagsschlaf sollten wir eigentlich früh schlafen gehen, doch es ist immer noch sehr heiß, 33° im Zebra nach 21Uhr, draussen ist es stichedüster. Wir stehen auf einer Höhe von 1300m. Am meisten berührt mich, dass Afghanistan nur ein paar Meter entfernt auf der anderen Flußseite liegt, wir die Stimmen der Leute hören und sehen konnten, wie sie auf ihrem kleinen Feld arbeiten. Ich denke traurig an das Buch „Nach Afgahanistan kommt Gott nur zum weinen“ ( eines der berührendsten Bücher, die ich je gelesen habe). Wie hier wohl die Nacht wird? Die M41 ist hier rumpelig, schmal und staubig - einige megagroße chinesische LKWs sind schon vorbeigekrochen, ansonsten sahen wir die Tourifahrzeuge mit Chaffeur dahindonnern (einmal schnell durch den Pamir!!, was sie wohl sehen, so eingeklemmt und von Fahrtstaub umgeben?)

Morgenstart vor 9Uhr, bei Hur über die Brücke ins Autonome Gebiet GBAO, Gorno Badakhshan, immerhin haben wir für dieses Gebiet ein Extapermit zum Visum gebucht für 10€ - doch den Kontrollposten gibt es nicht mehr.?

Wir fahren durch einen fruchtbaren schmalen zum Teil besiedelten Landstreifen und ich staune, heute sehe ich überall Mädchen am Strassenrand, sie winken oder rufen Hello. Wolken sind aufgezogen, richtig angenehm, erst nachmittags wird es wieder stechend heiß. Gleichmäßig geht es in die Höhe auf sehr unebenem Weg, aber sollte das denn so schwierig zu fahren sein? Für Zebra und Uli jedenfalls nicht. Immer wieder gibt es Fotostopps, die Blumenwiesen werden immer bunter, ich entdecke Glockenblulmen (Enzian), „Pamirkerze“ in satten Gelbtönen, herrliche Bärenklaudolden, gelbe Scharfgarbe … ach, das alleine ist ja schon einen Ausflug wert und heute sind wir fast alleine unterwegs. Dann taucht im Norden die Kette der Scheeberge auf. Wir klettern bis auf über 3000m , der Pass kommt und dann auch gleich die legendäre höchste Bushaltestelle der Welt, dazu die Minenwarnschilder, wir steigen aus, wundern uns, dass wir die Höhe doch ganz gut vertragen, unsere Bewegungen sind noch völlig normal. Doch dann setzen bei mir Kopfschmerzen ein und auch Uli findet, dass er etwas kurzatmig ist. Also bloß nicht hier oben das Mittagessen zubereiten, dafür fahren wir ein paar hundert Meter runter - und hier haben wir die „schwierige Strecke", die Schlucht wird enger, der Weg schmaler und der Abhang an meiner Seite steil - ich geh mal ein wenig zu Fuß, fotografiere, doch ohne Hut keine gute Idee, mir wird schwummerig, Kopfschmerzen werden stärker, ich nehme eine  Paracetamol, damit geht es besser, getrunken habe ich ein paar Liter Wasser, mehr geht nicht. Alles halb so schlimm, im Ort Qala-i Khumb angekommen, ist alles vergessen.

Unterwegs halten wir bei einer Imkerfamilie, dann bei einer Hängebrücke, eine Mutprobe am Tag „muß“ sein, aber auch halb so wild. Die Landschaft haben wir in vollen Zügen aufgesogen von lieblich, zauberhaft bis schroff und dramatisch - heute war alles dabei. In dem Städtchen dann pulst der Pamir-Tourismus mit einer irren Hektik, da wird aus den Geländewagen gesprungen, Amerikanerinnen mit unverschämtem Outfit rennen in den kleinen Supermarkt rein- raus und schon geht es weiter. 

 

Auch wir kaufen ein, füllen die Vorräte auf, alles ganz gemütlich. Ich lade noch die Texte für die Homepage hoch, doch die Kapazität reicht nicht für die Fotos - schade. Da machen auch wir uns auf den Weg am Panj entlang …. rechts des Flusses Afghanistan und links die Felswände, kleine Siedlungen und dann dieses fast einsame Plätzchen links der Strasse …. wann wohl wieder das Internet geht? und ob wir morgen endlich Sarah und Jonathan wieder treffen, die tapferen französischen Radfahrer, die wahren Weltmeister? -  sie müssen ganz in der Nähe sein.

 

17.7.  Am Pans entlang, nach dem Dörfchen Dekh links ist ein Stellplatz

( ca. 1700m hoch)    100km

N 38°02.512` E071°17.790`

 

Tatsächlich, Sarah und Jonathan hatten nur 2km vor uns Quartier gefunden, wir treffen sie dann heute auch gleich zweimal, sie essen im Zebra ihren Lunch, ich koche Tee und Kaffee, sie wollen gar nicht mehr raus auf die schwierige Strasse.

Unser Morgenevent - furchterregend und faszinierend -  ist ein Militärkonvoi, der an uns vorbeistaubt mit vielen Panzerfahrzeugen, Tankwagen, Sanitär- etc. , es will gar kein Ende nehmen (im Nachhinein erfahren wir, dass dieses Batallion wohl russisch ist), wir sind total eingestaubt von diesem zementartigen Feinstaub, ich fürchte schon um meine Lunge und spiele mit dem Gedanken demnächst mit meinen Pollenfiltern um Mund und Nase zu fahren. Heute ist die Strecke extrem schierig, rumpelig, rechts donnert schlammig der Panj, manchmal geht es knapp und steil runter, das afgahanische Ufer ist immer im Blick und linker Hand hohe schroffe Felswände. Manchmal eine kleine Oasen-Siedlung, sofort werden Aprikosen, Feigen, Sauerkirschen angeboten, die Kinder schreien unermütlich Hello, Hello. Ein Ort ist besonders lebendig, das Dorfleben spielt sich unter dem Schatten eines reisigen Baumes ab, hier halten alle Fahrzeuge, man trift sich, redet kurz, kauft Getränke oder erfrischt sich im Quellwasser. Eine Gruppe  von drei Klelinbuslandungen Voluntäre der Regierung kommen, einer redet mit mir und schon wieder mal ist ein Kamerateam dabei und ich muß ein Interwiev geben - kann ich ja mittlerweile. 

 

Dann heißt es, mal ein paar Kilometer schaffen, doch so einfach ist das auf dieser Strecke nicht, dramatisch die Felsenlandschaft, aber wer kann schon stundenlange Dramatik aushalten? Die Radfahrer sind fast genauso schnell wie wir. Dass wir dann bis zum Abend doch noch auf 100km kommen, haben wir der Situation zu verdanken, dass wir keinen geeigneten Stellplatz finden, und die Strasse plötzlich teilweise geteert ist. Im letzen Dorf Dekh, wäre Stehen möglich, doch da sind die Männer so sturzbetrunken, dass wir nicht bleiben mögen. Der Panj strömt laut, aber sonst ist dieses Nachtplätzchen richtig schön gewesen, wir sehen abends noch ein Licht auf afghanischer Seite, dann nur noch Sterne, und da recht viel Kleingetier in der Luft ist, machen auch wir bald das Licht aus.

Zum Thema Licht passt die Erwähnung der vielen kleinen Kernkraftwerke am Flussufer, Schilder weisen darauf hin, dass dieses ein Gemeinschaftsprojekt ist, an dem auch D und Norwegen beteiligt sind. 

18.Juli/19.Juli  Ausflug ins Bartgan Tal  , 111km

Stellplatz in Bartang vor der neuen Schule  

 

Bis zum Ort Roshun immer am Panj entlang - ist auch viel Landschaft vom gleichen und die Leute winken und die Kinder rufen Hello. 

Nur heute sehen wir wieder auch sehr fruchtbare und hübsche Gärten, überall wird fleißig gearbeitet, die Männer packen mit an und sensen Gras, büscheln es, Garben sind kunstvoll aufgebaut, Aprikosen werden auf Dächern und Steinen getrocknet, unter Maulbeeerbäumen hängen Tücher und fangen die Früchte zum Trocknen auf - ich habe Zeit zu beobachten, den Frauen zuzuwinken, während Uli versucht uns vorsichtig durch und um die Strassenlöcher zu kutschieren. In Roshun angekommen habe ich endlich genug Internetkapazität um „die letzten Tage hochzuladen“ - und vergesse prompt meinen Lieblingstag, das habe ich aber soeben nachgeholt - wir stehen schon wieder in Roshu. 

Ab Roschu kann man links in das Seitental des Bartang reinfahren, den ganzen Pamir abkürzen und so zu dem Sarez See fahren oder  Trekkingtouren buchen. Unser Reisebuch sagt „Wer das Bartang-Tal nicht gesehen hat, hat den Pamir nicht gesehen“. 133km lang ist das Tal bis zum See, das schaffen wir bei schwieriger Strecke zeitlich nicht, aber bis zum Dorf, 40km, soll unser Ausflug gehen und das ist eine gute Idee. Dieses Tal ist enger , der Fluß schmaler, kommt aber genauso grau-schlammig daher.

Dafür ist die Straße angenehmer,  geschottert, wir fahren so um die 15kmh, aber dafür kaum Löcher - dank eines internationalen Uferschutzprogrammes. Wir passieren kleine Siedlungen, die auf einem schmalen  Grünstreifen ihre zauberhaften Gärten pflegen. Quellen sprudeln aus dem Berg, wir können Wasser auffüllen, abenteuerliche Brücken führen zu ebensolch schmalen Grünstreifen auf die gegenüberliegende Flußseite. Bartang hatte ich mir anders vorgestellt, von der Strasse aus sieht man nicht einmal, dass das Dorf in den Berg hineingeht. Wir halten mitten auf den Dorfplatz neben einem Volleyballfeld, werden auf englisch begrüßt und gehen erst einmal das Dorf erkunden, immerhin soll es auch ein Krankenhaus geben. Wir treffen eine junge Studentin, die uns begleitet, und so erfahren wir doch einiges über dieses 100 Häuser Dorf, auch bekomme ich eine Einladung zum Tee ( Uli zieht es vor ein wenig sich auszuruhen, immerhin ist das Fahren Schwerstarbeit) in dieses wunderschöne traditionelle Pamirhaus vor dem wir parken. Die Frau hilft hier in ihrem Elternhaus, ist schwanger mit ihrem vierten Kind und hofft, dass es ein Mädchen wird. Obwohl sie Krankenschwester ist, hat sie wahnsinnige Angst vor der Geburt. Hoffentlich ist im August nicht Hochwasser, so dass sie ins Krankenhaus kann. Hier im Ort gibt es keinen Arzt mehr, dieser ist jetzt in Afghanistan, da er dort mehr verdienen kann. Auch bekomme ich eine Hausführung, sie kann meine Neugierde gut vertragen und zeigt und erklärt mir  den Hausbau auf den vier Säulen und die besondere Dachkonstruktion, die  die vier Elemente sysmbolisiert, als Einrichtung gibt es rundherum mit bunten Decken belegte Podeste, man schläft mit dem Kopf nach innen ( sie lacht: „gemixt“ - ich hatte gedacht, Frauen rechts, Männer links). Im Vorraum, auf einem Podest sitzend ist der Teetisch liebevoll mit Brot, Sauerkirschmarmelade , Aprikosen und Tee gedeckt. Da wir recht geschafft sind vom Tag, gehen wir früh schlafen, im Schluhaus finden noch Abendkurse statt, man kann die Lehrerin wild hantierend beobachten). Vom Dorf ist bis spät in die Nacht hinein Radiomusik zu hören ( dass der das darf, und morgens ganz früh ist der Apparat schon wieder an). Irgendwie haben wir aber doch geschlafen, doch beide haben wir keinen Appetit auf Frühstück - nach einem Tee und einer Badezeugsuchaktion in der Klamottenabteilung ( denn es kommen zwei Pools, wir hatten gestern viele Badende gesehen, Männer - Frauen getrennt)  fahren wir durch das schöne Tal bis zum verblichenen Schild „Petroglyphen“, klettern auf die Steine oberhalb eines Hauses und haben damit wohl den jungen Mann geweckt - ist ja auch noch nicht ganz 9Uhr. Bald wird er munterer, rückt immer besseres Englisch raus und schon befinden wir uns auf einer Krackseltour, steil bergauf, am Wasserfall entlang, durch zwei paradiesische Gärten, und da liegen doch tatsächlich die Mädchen noch im tiefen Schlummer auf einem riesigen Bett, Foto! Wir klettern weiter bis wir zu einem riesigen Felsbrock gelangen in Schräglage und hier sehen wir die Zeichen von Pferden und Steinböcken, kunstvoll in den Fels gehauen - unsere Augen strahlen und wir sind dem Jungen sehr dankbar. Er erzählt, dass er in Khoroug Ingieneurswesen studiert, lädt uns zum Tee ein, doch wir wollen weiter …. ein toller Morgenstart. Auf der Strecke treffen wir dann überraschender Weise Ossi und Susanne, die Biker wieder, die inzwischen schon im Wakhan-Korridor waren, unserem nächsten Ziel. Sie raten uns von diesem Ausflug wegen der Wellenstrasse ab - mal sehen, was wir mit dieser Info machen.

 

 

20.7. Strecke Khorugh - Ishkoshim, zum Wakhan-Korridor        89km

wundervoller Nachtplatz am Panj, 20km vor Ishkoshim

 

 

Am gestrigen Tag machen wir endlich Fahrerwechsel, wir beide geniessen es in der neuen Rolle - und nehmen uns vor ab jetzt das Fahren zu teilen. In Khorugh pulst das Leben, vor allem in Form von Sammeltaxis, wir schlängeln uns durch bis zum Hotel Lal, dieser Name ist nach dem Edelstein benannt, der hier in der Gegend abgebaut wurde, ein rubinroter Karfunkelstein. Im Hotel sind auch schon Sahrah und Jonathan gelandet, ansonsten ist alles belegt. Wir denken, dass wir gut im Zebra schlafen können, hier in der Sackgasse, direkt vorm grünen Parkeingang - doch das ist ein Irrtum, denn die Sackgasse eignet sich hervorragend zum Rundendrehen. Abends mischen wir uns unter die Stadtbevölkerung, im Park gibt es ein OpenAirKino, das sehr gut besucht ist und auch sonst scheinen alle Großväter mit ihren Enkeln in den Park geschickt worden zu sein. Schon dunkel, beobachten wir das Treiben.

Am Vormittag wollen wir einen Bürotag einlegen: zurerst eine Regristation beantragen, um über 30 Tage hinaus im Land bleiben zu können - die uniformierte Beamtin ist überaus freundlich und beteuert mehrmals, dass diese Registration nicht mehr nötig sei ( oder will sie uns nur abwimmeln?). Dann in das Büro um die Aufenthaltsdauer für das Zebra zu verlängern, die ja nur für 15 Tage gezahlt ist. Hier im Büro geht es sehr „lustig“ zu, man will uns das Formular nicht bearbeiten, da wir ja noch 5 Tage Zeit haben - der Beamte will einfach nicht verstehen, dass wir  länger bleiben wollen. Erst nach langem Hin-und-Her, Stempel müssen besorgt werden und eine Gebühr von 500 Suomi (ca52€) entrichtet werden, haben wir ein Dokument in der Hand, das bescheinigt bis zum 10.Aug. mit dem Zebra im Land bleiben zu dürfen.

Auf dem Markt noch schnell Tomaten und Brot kaufen, und da hat mich die Brotverkäuferin doch absichtlich beschummelt ( ich kann den 10Sumonischein = 1,10 Euro verschmerzen und für sie ist das echt Geld - ich gebe ihr zu verstehen, dass ich es gemerkt habe, damit sie die Touris nicht nur für blöd hält).

 

Wir haben uns nun doch entschieden durch den Wakhan-Korridor zu fahren und von dort auf „das Dach der Welt“. Eine schöne Nachmittagstour, mit stellenweise Wellblechfeeling, heute begnen uns lauter Polen( Mortorrad, Fahrräder, 2 Pickups). Ansonsten ist das Tal des Panj jetzt manchmal breiter, und dann gibt es den Blick auf den schneebedeckten Hindukusch frei. An der Strasse finden wir einen Pool, herrlich warmes Wasser aus zwei Quellen, in dem mal niemand badet - aber wir, und das noch gemeinsam! Fast hätte uns ein Ziegenhirte gestört, aber ich bin schon am Ankleiden, als er mit seiner Herde vorbeizieht. Nur noch wenige Kilometer und wir finden einen richtig schönen Stellplatz am Panj, gegenüber ein paar afghanische Häuser, wir hören ihre Stimmen, einen Hund , einen Esel, ansonsten Stille und ein fantastischer Sternenhimmel.

 

 

21.7. bis kurz vor Yamg(Vrang)           111km

N  36°58`15,9“ ` E72°17`39,7“

Wir haben als Morgenziel den sog. Afghanenmarkt vor Ishkoshim angepeilt, hier gibt es eine Brücke, einen Grenzübergang nach Afghanistan und ein paar Gebäude. Wir sehen schon von Weitem, dass da kein Markt stattfindet, einige Soldaten und ein amerikanischer Tourist mit Rucksack begrüßen uns hier - gerade sei die Grenze noch einmal geöffnet gewesen, wir könnten wieder montags rüber, aber den Markt gibt es schon seit  4 Jahren nicht mehr. Also fahren wir weiter nach Ishkoshim, dem Eingang zum Wakhan-Korridor, dieser Ort mit seinen 6500 Eindwohnern macht einen sehr verschlafenen Eindruck, einige kleine Lädchen sind spärlich bestückt, aber bunte Fähnchen sind über die Strassen gespannt und das macht einen fröhlichen Eindruck. 

Unsere gemütliche Fahrt unterbrechen wir nach 13km und „besteigen“ -  bei mir eher „erschleichen“ (steil, Hitze, Höhe) -  die Festungsanlage Qahka, ein riesiger Komplex (650m x200m) aus Lehmbauten, Schießscharten, erodierten Lehmmauern. Beim Eingang öffnet ein Junge sehr beflissen seine Souvenirstände, da muss man einfach etwas kaufen. Wir passieren heute den südlichsten Punkt unserer Reise.  Nächster Halt sind dann Mazare, dieses sind Grabmäler alter (Sufi)- Heiliger, die die Ismailiten verehren ( das ist hier die vorherrschende Religion, ein liberaler Islam ohne Moscheen und Imame, ihr Religionsoberhaupt ist der allseits verehrte Aga Khan). Die Orte sind vor allem mit vielen Gehörnen des Pamirschafes (Marco-Polo-Schaf) dekoriert (Uli findet es gruselig). Dann sehen wir die ersten schneebedeckten 6000der, schon ein imposanter Anblick, auch eine Schlucht wäre noch ein schönes Wanderziel, oder noch eine Festung, doch bei der Höhe von 2700m und Hitze, dazu kommt ein recht heftiger Spätnachmittagswind auf, verzichten wir lieber, kaufen an der Strasse noch Piroggen, füllen Quellwasser auf und sind froh wieder einen ruhigen Uferplatz am Panj zu finden, wie gehabt mit Blick auf eine afghanische Siedlung -  das haben wir aber auch nach der Welchblechpiste verdient. 

 

 

22.7. bis 25.7.  Im Ghant Tal auf 2420m Höhe, kurz vor Kolkhozobod 

          Tageskm: 50 - 125 -155 - 28 

Ganz sicher bin ich mir jetzt nicht, ob der Strecke der vergangen Tage eine Zusammenfassung gerecht wird. Aber nachdem die letzten Berichte doch sehr „langatmig“ ausfielen, versuche ich es mal so:

Sonntagmorgen, Wasch-und Bummelmorgen am Fluß, da bekommen wir laufend nette „Besuche“, sei es den polnischen Radfahrer - dessen Freundin sich per Taxi nach Langar fahren lies -  dann den Reiseorganisator Sambor von advfactory, der mit einer Bikergruppe unterwegs ist und Stefan Ebert, Epic Trails, der 11 Radfahrer durch den Pamir fahren läßt mit drei Begleitfahrzeugen, sie laden uns zum Kaffee ein. Zum Schluß treffen wir noch die Südtiroler Helmut und Luziana, die mit Chauffeur und tadschikischer Reiseleiterin im Toyota den Pamir abfahren (Agentur Stefan Haase, Berlin), mit ihnen verbringen wir das Abendessen( Kohlsuppe und gebratene Hähnchenteile, Brot) in Langar.

Auf nur 50km bis Langhar gibt es einiges zu besichtigen, wie das Pamirhausmuseum, wo wir eine besondere Musikvorführung geboten bekommen, oder etliche Mazare, wo Uli sich weiter mit den Schafsgehörnen anfreundet.  Frei Parken ist in Langar schwer möglich, aber auch mal interessant in einem sog. Homestay zu übernachten, wo noch Biker eintreffen und eine schweizerische Wandertruppe.

Steile Serpentinen führen aus dem Ort Langar heraus, schnell gewinnt man Höhe, doch was ist mit dem Wetter heute, am Montag? Wolkig, sogar grau! für die Radfahrer ideal, wir treffen bald wieder Segiusz, der jetzt seine Freundin „verfolgt“, die schon am Vortag gestartet ist, sie treffen wir 60km weiter. Wahnsinn! sie hat unter freiem Himmel geschlafen, ob Segiusz sie bis abends einholt? Wir machen bald einmal an einem Wasserfall eine Pause, ein herrliches Plätzchen - hier überholen uns all die anderen Tourifahrzeuge, denn sie wollen heute alle „das Dach der Welt“ erfahren   bis Murghob, dann noch einen Tag und sie sind in Kirgistan - und davon liessen wir uns anstecken, obwohl wir doch wissen,dass wir noch über 2 Wochen Zeit für die Strecke haben, und so fahren wir auch über den Khargush Pass mit seinen 4344 m Höhe , das geht ja ganz gut, wir machen auch nicht so oft Fotostopps, da das Licht nicht so prickelnd ist und das beeindruckende Dach entlockt uns auch nicht Begeisterungsstürme. Und dann passiert es: ich bekomme heftige Kopfschmerzen, schnell eine Paracetamol - na, das ging noch mal gut. Unterwegs werden wir gestoppt, der Inhalt unseres 20l Tanks wechselt den Besistzer für einen feuchten, kräftigen Händedruck an einen Einheimischen, vollgestopft mit Familie,  ob es in Alichor keinen Diesel gab?

Wir fahren vor Alichor, ca 15km  runter an den Bulunkul, der See liegt auf 3740m Höhe - tiefere Orte gibt es nicht in der Nähe und umkehren auf dieser schwierigen Strecke geht gegen Abend auch nicht mehr. Den Ort Bulunkul nehme ich noch so gerade wahr, viele weiße Häuser und noch mehr Ball spielende Erwachsene und Kinder - hier herrschen im Winter die tiefsten Temperaturen Asiens. Ich koche noch ein leckeres Abendessen mit Auberginen und dann fangen die Kopfschmerzen wieder an, mit einer weiteren Tablette schlafe ich ein, nachts Atemnot und uns ist klar, dass wir in tiefere Gefilde müssen. Das ist am Einfachsten, indem wir wieder die Ost-West-Route gen Khorough wählen, dieses mal die M41, durch das Ghunt-Tal, soll ja eine ganz gute Strecke sein, Fuchs, Hasen und Murmeltiere begleiten uns.  Doch was wir dann vorfinden ist das Schlimmste, es gibt halt viele Varianten von sehr schlimm: eine aufgewellte Teerstrasse mit Stufen und Löchern, für Autofahrer der Horror ( die Zweiradfahrer fanden es noch ganz passabel) und auch bergab geht es nicht, zunächst noch der Koytezekpass mit 4271 m, dann km lange Fahrt auf 4000m Höhe, heißt ja nicht umsonst „ Dach der Welt“,  die Sonne und die tollen Aufblicke auf die 6000ender sind ein kleiner Trost und einige tolle Fotos. Ein erster Versuch auf der Höhe von 2900m für die  Nacht zu pausieren scheint nicht sinnvoll, Kopfdruck! Wir fahren weitere km bis vor Dehmiyona,2689m hoch, nachts heftige Atemnot, also doch einen Tag Pause machen: 

Wir passieren das lebendige Örtchen Tang, hier gibt es sogar leckere Samsa. Wir treffen auch schon bekannte Radfahrer, von denen einer berichtet, dass er inzwischen wegen Hitzeschlags im Krankenhaus behandelt wurde und jetzt vergnügt weiter fahren kann. Wir suchen ein gutes Standplätzchen, 2450m hoch und machen die fällige Pause, schmieden Pläne und verwerfen sie wieder. Es gibt tatsächlich nur zwei Grenzübergänge nach Kirgistan (für Usbekistan haben wir kein Visum mehr). 

Übel Nr.1 wäre nochmals durch den Anzob-Tunnel ( da fahr ich nicht nochmals frei gewählt durch!). Übel Nr.2 sind die Pässe bis Osch auf einer ständigen Höhe von über 4000m . Wir kennen Variante 2 ja schon teilweise und werden es also nochmals in langsamem, vernünftigem Tempo versuchen - ich meine nicht unsere Fahrgeschwindigkeit, die kann man nicht mehr verringern, denn auf diesen steilen Wegen kriechen wir nur noch, ich meine unsere Tages-und Höhenmeter. Es geht mir recht gut! Darauf kann man jetzt neu aufbauen - sonst winkt der grausame Tunnel. Uli geht es prima, er findet nur, wir sitzen in der Falle! Dafür ist es aber eine wunderschöne! 

 

26./27.7. Aussichtsterasse nach Midensharv (h 2576m), Bdizi Bolo (h 2795m)

55km  -  24km

Zunächst geht es in den uns bekannten Stauverkehr von Khorugh, schnell ist eine Apotheke gefunden, hier weiß man sofort Bescheid und händigt mir eine Packung Diacarb aus, Wirkstoff Acetazolamid 250mg für nur 6€), 3mal täglich schlucken an zwei Tagen bevor die kritische Höhe kommt (ich wundere mich ein weinig, denn von Schwägerin Anette (PTA) hatte ich die Auskunft 2mal 125mg ab 3000m) - ich entschliesse mich, beides zu tun und erst einmal zwei Tage unter 3000m Höhe zu bleiben, auch Uli wird das Mittel schlucken, kann ja nicht schaden. WIr bekommen beide als Nebenwirkung lustiges Ameisenkribbeln in den Zehen und Füssen. In Khorugh nehmen wir uns nun Zeit für den Basarbesuch, ein wuseliges Durcheinander, hier werden am Stoffstand auch Gurken verkauft. Wir essen leckeres Plow im Restaurant über dem Panj ( wenn ich auf den schnellen FLUß schaue, dreht sich der Mageninhalt wie ein Kettenkarussell), fahren ins Cafe Lal um Internet zu machen, doch leider will es nicht richtig klappen, die Kapazität ist zu gering.

 

Nun also in das letzte West-Ost-Tal, das wir noch nicht kennen, ins Tal des Flusses Shakdara, der nur ca 140km lang und entsprechend wild ist. Grüne, fruchtbare Streifen mit netten Siedlungen, die Aprikosen, Äpfel und Sauerkirschen sind reif ( sie sind so sauer und immer will man sie uns schenken, brrrr). Die Strasse ist passabel, etwas Verkehr, kaum Touristen, denn wer hier her fährt gehört zu den ganz hart gesottenen Wanderern, die die 600der besteigen wollen. Nach dem Dorf Midensharf kommt ganz unwirklich ein Parkplatz auf einer Aussichtsterasse direkt am Fluß, die hätte auch am Rhein sein können - das ist unser Platz. Hier richten wir uns für 24 Stunden ein, bekommen viel Besuch, natürlich in erster Linie von den Jungen, die herrliche Matschvorführungen im Fluß machen, aber auch von der jungen Frau gegenüber aus dem Haus am Hang, dort dürfen wir auch die Wasservorräte auffüllen und ihr tolles Pamirihaus besichtigen. Vor allem machen wir aber auch kleine Spaziergänge, diesen Tipp haben wir von Beatrice, die immerhin schon bis 5500m Höhe Wandern geschafft hat. Wenn auch etwas kurzatmig, so doch ohne Kopfschmerzen, wagen wir uns dann mit dem Zebra fast 300m höher. Auch in Bidizi Bolo können wir gut stehen, werden von einer jungen Frau begrüßt, die Einladung zum Tee lehnen wir ab, ich möchte selbst mal gut kochen. Viele junge Männer ziehen vorbei zu einem Fußballspiel und nachts wache ich doch, oh Wunder,  tatsächlich pünktlich auf, um die Mondfinsternis zu schauen - grandios! Es ist angenehm kühl.

 

28.7. Rubot (3300m  h) 63km

 

Ein Morgenspaziergang tut gut, wir entdecken einen ausgebauten Schiffscontainer, hier soll eine Fraueninitiative eine Strickstube haben, zufällig kommt die Frau mit Schlüssel gerade vorbei und wir können uns von dem guten Zustand dieser Strickplätze  und einem kleinen Warenangebot überzeugen - ich erstehe eine Mohair-Strickmütze für Luana (echt kuschelig). Heute nehmen wir die Einladung zum Tee - aus dem eine leckere warme Milch wird, die nach Gras und Kräutern schmeckt - an. Schon wenige  Kilometer nach Abfahrt werden wir gestoppt von einem jungen Pärchen mit Wandergepäck - ja, wir nehmen die mit, noch nicht ahnend, dass wir den ganzen Tag mit ihnen verbringen werden, bis zu ihrem Startpunkt für eine 4-5tägige Wanderung ins Wachantal über 5500m Höhe. Wir lernen Tom(w) und Assaf aus Israel kennen, beide haben Deutsch- und Englischkenntnisse, auch schon in D studiert,  und wir haben viel Freude mit Ihnen. Jedesmal, wenn wir von Einheimischen gefragt werden, woher wir kommen bin ich geneigt zu sagen - „wir sind eine deutsch-israelische Friedenstruppe“ - ist unsere Reise nicht immer ein Stück Friedensarbeit? Herzlich ist unsere Verabschiedung und wir wünschen Ihnen alles Gute für die schwierige Wanderung. Ich merke, dass es mir auch hier in der Höhe von 3300m sehr gut geht und habe keine Angst mehr vor der Höhenkrankheit. Wir schlafen fest und lange, bis irgendjemand um halb acht an unser Zebra klopft.

 

29.7. 5km nach Javshangoz (3700m h)     28km  

 

Spaziergang - der nette 15jährige vom Homestay mit dem perfekten Englisch begegnet uns. Er kann mir die Nachricht vom handy-Anbieter übersetzen, und siehe da, mein Internetguthaben ist aufgebraucht, sein Vater und er laden es mir in kürzester Zeit über ihre Nr. und einem Telefonat wieder auf, super … und schon kommen die neuen Nachrichten rein: Onno, ist geboren, Neffe Hannes und Lena sind zum zweitenmal Eltern, ich freue mich mit - doch dann macht das Internet schon wieder schlapp und nichts geht mehr. Wir nehmen nun die Einladung zum Tee in G.…s (diese Namen kann ich mir einfach nicht merken) Haus an, er ist doch so stolz auf seine Eltern und mit Recht, es gibt eine neue tolle Dusche und Toilette, Im Haus können in einem Raum 10 Gäste auf tadschickisch schlafen - wir bekommen Tee, Brot, Joghurt ( eine Art leckerer Frischkäse/Quark) serviert und wissen inzwischen, dass wir einen Geldschein dafür „unauffällig“ unter einem Gegenstand auf dem Tisch zurücklassen sollten. Ich wähle den Zuckertopf und schwupps, hat die Hausfrau beides geschickt abgeräumt - 50 Sumoni = 5€ , schienen angemessen, dafür bekamen wir noch Brot und etwas Joghurt mit. Uli meint, man muss das allen Touristen sagen, dass die „Einladung zum Tee“ ein Geschäftsmodell ist und nicht nur absichtslose Gastfreundschaft, denn die Leute sind dringend auf Bargeld angewiesen. Als wir jedoch abends in der totalen Einsamkeit stehen, in der Ferne ein Haus, klopft es plötzlich und ein junges Paar reicht uns eine Tasse dickflüssige Sahne herein, die es über Stock und Stein hochgetragen hat in der Dämmerung - wir revangieren uns mit einer Dose Red Bull ( Energie gegen Energie, hier merkte man, dass es nur eine freundliche Geste war).

 

30.Juli  bis Alichur        105km

Standplatz am Ortsausgang hinter der großen Kehre

 

Ganz schön kalt ist es morgens und früh sind wir auf der Piste - und das ist gut so, mal wieder eine andere Form von schwieriger Strecke, jetzt geht es bergan auf kleinen Pfaden, gerölig oder mit verschiedenen großen Steinen, dazu ein paar kleine Flußdurchfahrten über Geröll - am Ende des Tages bekommt unser Zebra ein dickes Lob: das war eine Meisterleistung, natürtlich auch für den Fahrer.  Die Landschaft ist wunderschön mit Grün an den Bächen, Blumen und immer wieder Blick auf Peak Engels und Peak Marx (über 6000m hoch), die Schneekuppen glänzen in der Sonne.Immmer mal wieder Hirten mit Schafen und Kühen und deren Familien in den Sommerhütten. Ein Picnic mit dem leckeren Brot und Käse geniessen wir, laufen auch ein wenig durch die Gegend. Eine Brücke ist nicht befahrbar, aber es geht gut durch den Fluß, etwas haariger dann schon das Ende der Roshtqala-Road, aber dann finden wir auch einen Weg durch den recht wilden aussehenden Gunt, richtig tief ist er nicht. Damit haben wir auch die West-Ost-Route durch das Shakdara Tal   über den Maysara-Pass  geschafft (die Höhe vertragen wir beide gut). Angekommen auf der M41 fahre ich erst einmal durch die aufgebrochene gewellte Teerstrasse, über den Koitezek Pass, den wir schon von der anderen Seite befahren haben und freuen uns Bekanntes wieder zu sehen. Bis um 17 Uhr schaffen wir es nach Alichur. Wir hatten gelesen, dass dieses nur ein quadratisches Nest ohne Strom sein soll, doch was wir antreffen sind erst einmal Jakse, diese herrrlich massigen Rindertiere und eine recht große Ansiedlung von Häusern mit Strommasten und vielen Hinweistafeln „Homestay, english speakers, good dinner“ - na also, hier tut sich was, Touristen sehen wir keine, den Supermarkt gibt es nicht, ein Magazin hat zu, die Kinder sind in schlechtem Zustand ( Haut , Kleidung). Wir wollen lieber auswärts parken und da merke ich plötzlich, dass ich Fieber habe und die Bronchien ganz schön pieksen - dieser Pamir meint es nicht gut mit mir. Erstehilfemaßnahme: Tigerbalsam und Ulis Linsentopf (unsere letzte Konserve!) dann eine Paracetamol  - ich schlafe tief.

 

31.7. / 1.8.  Murghab          105 km /15km

Stellplatz Ortsausgang beim Yak-Haus

 

Die Strecke Alichor - Murghab auf geteerter Strasse sollte ja nur so flutschen ( manchmal durch die Löcher und Wellen, ich vergleiche es mit einer Bootsfahrt, wo man den Wellengang durch die Fahrtgeschwindigkeit selbst bestimmen kann), wir versuchen sie zu geniessen, mit Pausen, sogar einer kleinen Wanderung zu einem besonderen Felsen - wir sind ganz schön lahm und kurzatmig in dieser Höhe und bei der stechenden Sonne, heiß ist es eigentlich nicht mehr. Da kann man in Deutschland zur Zeit schon mit höheren Temperaturen aufwarten. Nachts brauchen wir jetzt eine weitere Wolldecke zum Zudecken.

In Murghab angekommen, staunen wir nicht schlecht, wer da genau vor uns aus einem Auto klettert: die Russin Evelyn, die wir beim Iskander See in die Höhe gefahren haben, fast dürften wir sie wieder transportieren, denn sie findet, dass man in Murghab nicht bleiben kann, „ein depressiver Ort“, sie will an den Karakol See - bitte, wir überzeugen uns lieber selbst von der Stimmung in Murghab, die Mädchen sind auf jeden Fall schon mal sehr fröhlich, singen ihr Hello und bewegen sich aufreizend, auch die ehrwürdigen alten Männer mit ihren hohen kirkiesischen Filzhüten sind ein imposnater Anblick - hier leben also Kirkiesen. Für heute parken wir am Ortsausgang in der Nähe des Yak-Hauses , eine Mischung aus Pamirhaus und Jurte, hier bietet die Fraueninitiative selbstgefertigte Souvenirs an. 

Wir sind in etwas geschockter und gedämpfter Stimmung, denn in der Zeitung lesen wir von einem Angriff auf eine Radgruppe, vier Radler wurden getötet, ein „Terrorist“ (evt. mehr ) dann von der Polizei auch, das Ganze ist im Gebiet Danghara, 150km südlich von Dushanbe passiert (wie Simon dann uns mitteilen kann), es ist schon schwierig an genaue Angaben zu kommen - wir hatten uns damals gegen diese südliche Route entschieden und nahmen den Nordweg zum Pamirhighway. Lange reden wir darüber und sind uns mal wieder einig, dass man sich vor Terror nicht wirklich schützen kann, sondern dankbar sein muss, wenn alles gut geht und das tut es ja meistens auch.

Den Einkauf im Magazin neben dem Hotel Pamir werde ich jetzt mal gar nicht  empfehlen, denn wieder einmal werde ich um ein paar Sumonis gelinkt, da es wohl doch zu mühselig war all  unsere Teile zusammenzurechnen, da ist es doch einfacher eine runde Summe zu nennen, aber gleich ein drittel mehr ist doch unverschämt  (ich hab gezahlt) - und nebenbei: auf dem Containerbasar bekommt man frischere Ware und wirklich alles, auch die  Gemüseauswahl ist vorhanden. Wer sich wohl überhaupt leisten kann einzukaufen? Die Menschen hier haben Einkünfte hauptsächlich durch den Tourismus und der findet in den Wintermonaten nicht statt, vor allem die Frauen haben keine Chance etwas zu verdienen, ausser durch die Milchprodukte und  Brotverkauf (ich kaufe nur ein Brot, da fragt die junge Frau mich, ob mein Mann kein Brot isst?) oder Selbstgenähtem, das in drei Souvenierstuben verkauft wird - da muss ich einfach mal etwas großzügig einkaufen, zumal auch Nützliches dabei ist. 

 

Die Häuser der „Prachtstrasse“, eine solche muss es mal gewesen sein, sind mit vielen Blumenmotiven liebevoll angemalt - eine gute Idee in dieser wüsten Gegend - und auf dem Sockel grüßt eine weiße Leninstatue, unzählige Regierungsgebäude säumen die Strasse und auch die Polizei ist präsent und macht sogar Verkehrskontrollen ( Alkohol am Steuer scheint ein Problem zu sein). Abenteuerlich ist das „Betanken“ unseres Autos, zum einen mit Wasser, Uli ist vom Bedienen der Wasserpumpe total geschafft, zum anderen mit Diesel, diesesmal per 10l Kanne aus einem Fass. Die Toilettencassette kann gut in einem Plumpsklo entleert werden - wir sind gerüstet für die Fahrt über den höchsten Pass des Pamirhighways, den Ak-Baytal (4655m), möglichst früh wollen wir starten. Und die gute Botschaft zum Schluß, heute kann ich eine neue Simcard von einem anderen Anbieter ( Megafon) kaufen, denn Tecell ist in dieser Region einfach zu langsam - und siehe da, ich kann wenigstens die Texte auf die Homepage hochladen, die Fotos klappen leider nicht so gut.

 

2.August Murghab - Karakul über den Ak-Baytal Pass            150km

Schlafplatz auf der Ebene bei den Geoglyphen

 

Ist das ein Tag: Kurz nach 7 Uhr starten wir in einen klaren wolkenlosen Tag, kaum ein Lüftchen geht. Das Herzstück des Pamirhighways steht uns bevor. Wie einigermassen gut doch die Strasse ist, ungewohnt schnell kommen wir voran mit vielen „ Oh und Ah“ , so wundervoll zaubert die Sonne aus dem Osten die Berge bunt. Etliche Fotohalts sind fällig und Uli stellt den Wagen schräg zur Fahrbahn, es scheint, wir sind hier fast allein unterwegs, wo sind all die Touristen und die Lastwagen ( vielleicht nicht so früh aufgestanden, aber heute scheinen nur wenige unterwegs zu sein). Nur unmerklich klettern wir die 600 m verteilt auf ca 60km bergan, immer noch super Wetter, und was hatten wir schon alles gehört von Sturm und Unwetter auf dieser Strecke, vor drei Tagen schneite es hier sogar - wir geniessen die Fahrt, wollen dann, wenn es wieder runter geht, frühstücken, hatten wir doch nur Tee/ Kaffee getrunken und eine „Höhentablette“ zur Sicherheit. Eine Familie bewohnt die sog. Strassenmeisterei unterhalb des Passes, wir treffen sie unterwegs beim Ausgraben von Kräuterbüscheln für das Vieh. Rechterhand begleitet uns der alte sowjetische Grenzzaun zur chinesischen Grenze. Dann das Hinweisschild für den Pass, seltsamerweise schon 500m unterhalb des Passes - na, das wird doch niemand verpennen. Wir halten dann auf der „richtigen“ Passhöhe - staunen, sehen den Peak Lenin vor uns mit seinen 7134 Metern, auch sonst eine grandiosen Sicht hier auf 4655m Höhe, schön frisch hier oben und es weht ein Wind. Ich möchte doch lieber in etwas tieferen Gefilden frühstücken, doch nach wenigen Kilometern wieder ein Halt, uns kommt ein schweizer Expeditionsfahrzeug ( Terrry) mit Hochzelt entgegen, wir lernen Valentin und Deeddra kennen aus Rheinfelden,AG. Wir haben viel auszutauschen, tolle junge Leute, die für zwei Jahre auf Weltreise sind ( „man kann sich das zusammensparen, wenn man ein halbes Jahr auf Alkohol und auf Essen im Restaurant verzichtet in der Schweiz“-!!) Ihre Wohnung und Beruf haben sie aufgekündigt. Dann tanken sie noch bei uns aus dem Kanister 20l Diesel - diesesmal bekommen wir sie auch gut und aufgerundet gezahlt. Es könnte ja sein, dass das Dieselfass in Murghab leer ist, soll schon vorgekommen sein. Dann wird mir in Ermangelung des Frühstücks plötzlich schwummerich, doch bevor ich ins Koma falle, ist Schweizer Schockolade als Erste Hilfemassnahme da - vielen Dank und tolle Reise! Wir fahren mal weiter, um uns ein Rastplätzchen zu suchen, eine leckere Eierpfanne hilft. Bergab geht es nun meist ohne Teerbelag weiter und die Strasse hat viel Welchblechpiste, dafür taucht dann bald einmal der türkisblaue Streifen des Karakul Sees auf  und jetzt beginnt ein Farbspiel, das bezaubernder wundervoller, intensiver  nicht sein könnte. Die Kamera kann nur ansatzweise etwas davon einfangen - doch wenn ich die Fotos  anschaue, sind sie  auch schon sehr sehr schön. Der Peak Lenin wird immer größer und das blaue Band des Sees breiter, davor Sumpf, weiße Flächen mit Salzkrusten, grünes Gras und Gebirgsblumen - ein Farbenmix zum wahnsinnig werden, als dann noch in einem Tümpel eine orangfarbene Ablagerung dazukommt  wird es fast unwirklich. 

 

Wir fahren in den kleinen Ort Karakul am See, die Kinder begrüßen uns, Uli tankt unsere Trinkwasservorräte auf, inzwischen trinken wir das leckere Brunnenwasser ohne  Bedenken und Beschwerden. Die Kinder schleppen mich ab zu ihrer Mutter, uff am Ende der Strasse, weil sie meinen, ich bräuchte bestimmt ein Brot - stimmt!  Wir wollen nicht im Ort nächtigen, da doch rundherum so wahnsinnig schöne Landschaft ist. Also ein Plätzchen suchen, laut  Maps.Me müssten irgendwo Print and Stones sein, was das wohl ist, nur 6km … da treffen wir an einer Brücke einen Radfahrer (Belgier, der seit Oktober 2017 unterwegs ist mit seinem Saxophon auf dem Fahrrad). Er will  seine Wasserflasche im Fluß auffüllen, na da gebe ich ihm lieber ein Fläschchen, er kommt ziemlich geschafft aus der Gegenrichtung, will noch im Ort einkaufen - ich zweifel da ein wenig, ob er in Karakul fündig wird und gebe ihm Tomaten, Gurke, Nudeln - „Oh, Bio - welch ein Luxus, Ich hab heute übrigens Geburtstag und das ist ein tolles Geschenk“ - na, da gibt es doch noch zwei Energiedrinks dazu und wir schiessen mit seiner Kamera Geburtstagsfotos in dieser tollen Landschaft. Wir fahren zunächst an dem Punkt, der zu den Geoglyphen führt vorbei, da keine eindeutige Abfahrt, landen bei einem sehr speziellen Friedhof, ich mache viele Fotos und dann hockt da auch noch ein Hase. Mit anderem Licht, sehe ich in der Ferne Steinsetzungen, das ist unser Platz, wir fahren in diese Sandebene, der Untergrund ist fest und finden die sog. Sonnenuhr - sie hat vielleicht einen Durchmesser von 700m - mir erscheint das wie eine riesige rituelle Anlage mit Gräbern , mal sehen, ob ich irgendwann eine genauere Beschreibung dazu finde. Nach einem Spaziergang durch das Gelände richten wir uns für den Abend ein, ich brutzele nochmals lecker - der Garprozess in dieser Höhe ist übrigens länger als gewohnt! Wir lassen die Farben nochmals auf uns wirken,  der Peak Lenin bewacht uns, vor uns der Karakul und als es dunkel wird, sind die Sterne zum Pflücken nah und wir finden, dass wir mit unserer Art zu reisen doch sehr previligiert sind. Es ist absolut still, nicht einmal der  Wind pfeifft.

 

3.August  Grenze Tadschikistan - Kirgistan        130km

        Standplatz vor Sarytasch auf einer Hochebene mit  360 ° Blick

 

Nun also ist er gekommen, der letzte Morgen in Tadschikistan - und was für einer. Genau vor drei Monaten sind wir zu dieser Traumreise aufgebrochen. Die Sonne strahlt  herzlich und der blaue Himmel hat sich so richtig rausgeputzt, nicht mal ein kleines Wölkchen zeigt sich, erst nachmittags verzieren drei weisse Wölckchen den Himmel. Wir saugen die Farben in uns auf, ich drehe ein 360° Video, dann verabschieden wir uns, immer gen Norden, bald werden wir den Karakul aus den Augen verlieren. Da entscheiden wir uns spontan nochmals gen Westen quer durch die Hochebene Richtung See zu fahren. Was so nah aussieht, sind doch wohl  an die 10 km, auch die feste Oberfläche über die wir brausen, scheint nicht gar so fest, und je mehr wir uns dem See nähern, desto  weicher wird der Untergrund. Als wir anhalten um noch einmal blau-farbige Fotos zu machen, sehen wir, dass wir eine tiefe Fahrspur hinterlassen -also lieber doch umkehren, denn zum Schluß so eingesackt am See zu stehen, wäre ein schlechter Abgang, bzw. gar keiner.

Und während wir uns dem Farbenrausch hingeben, sehen wir am Strassenrand ein Campingmobil - das erste in  Tadschikistan, zwei junge spanische Brüder in einem alten deutschen Mercedes Sprinter (Polizeiwagen). Eine Radfahrerin  und ein Tramper sitzen schon mit ihnen drinnen, da passen wir auch noch rein - lustig, vor allem die Idee, ein Gruppenfoto mit  Blick in einen Spiegel zu machen. An der  Grenze treffen wir sie wieder. Auf tadschikischer Seite sind die Büros abenteuerlich, hinter Kohlenkeller und Werkstatt versteckt, eine überhitzte Bude mit Schlafstätten. Während Uli Straf angedroht wird, weil er keine usbekischen Cardukumente vorweisen kann (abstrus), stürmt ein junger Mann in unser Zebra, unter dem Vorwand Customer zu sein und fragt nur nach Bier, ich geb ihm eine Dose Red Bull, mit der er sehr zufrieden ist. Uli schaltet auf stur und das klappt gut, bald einmal haben wir unsere Stempel und werden nett verabschiedet, immerhin ist ja 2018 als Jahr des Tourismus ausgerufen. Durch eine getrocknete wellige Schlammgegend verlassen wir Tadschikistan. Nun noch Passtrasse und 20km Niemandsland zur usbekischen Grenzstation - wir versuchen uns vorzustellen, wenn es hier regnet - das wünschen wir niemandem. Aber heute ist es schön und so rumpeln wir langsam durch diese chaotische Strasse, lernen noch den „Strassenmeister“ kennen, der an der Route mit seiner Familie wohnt - fünf Kinder - alle bestens „ausgebildet“ im Schnorren von „Souveniers“, auch Papa gut dabei, wir finden das sehr unangenehm, aber sie scheinen sehr erfolgreich zu sein, denn die Touristen von Osch  kommend haben wohl (noch) viel dabei und sind frisch, wir heute schon müde. Aber der kirgiesische Grenzposten steht uns noch bevor, gemeinsam mit den Spaniern, die zum Glück noch den russischen Tramper an Bord haben, verbringen wir hier ein nettes Stündchen. Während das Abstempeln der Pässe schnell klaptt, geht es beim Zoll gar nicht voran. Der Customer beteuert, dass es keinen Strom gibt und er den Computer nicht bedienen kann, wir sollen warten - ein bis zwei Stunden. ????  Wir haben uns genug zu erzählen, dann kommt der junge Customer raus und meint, wir sollten 100l Öl für seinen Generator geben - wir lachen  und gehen auf dieses Angebot nicht ein, er verschwindet wieder. Nach einer Weile ergreife ich die Initiative, Schuhe ausgezogen und ins Büro - da liegt der Bursche doch in Decke gehüllt im Bett. Ich:“ Hey boy, come on, let`s work “ Das erschreckt ihn doch so, dass er aufsteht und mir erklärt, dass man ihm versprochen hat, in ein paar Minuten Strom zu schicken, ich: woher? und ansonsten könnte er sich mit seinem Computer in unseren Camper setzen, wir hätten Srom - da geht eine Flurlampe an. Na also, ich wiederhole „let´s work“ und rufe die anderen rein. Was nun folgt ist eine lange und wortreiche Diskussion und Preisverhandlung, die der Russe führt. Fazit: unsere Papiere werden als erstes behandelt und wir können mit unserem letzten tadschikischen Geld ( 200 Sumoni) zahlen, die Belgier zahlen 20 Dollar, anstelle von 25 Dollar - na, das ging doch gut.  Es wird schon Abend. Wir geniessen die ersten kirgiesischen Kilometer, wenn auch die Teerstrasse in übelstem Zustand ist. Rechts und links tauchen große Viehherden auf, Jurtenansammlungen, es ist grün, rot und die Schneeberge begleiten uns weiter - so schön - und immer noch klares herrliches Wetter, ein bisschen frisch. Wir sind froh, bald einmal einen Standplatz, strassennah zu finden, ohne dass wir auf das Grasland fahren müssen. 

4.August in Kirgistan, ungeordnete Schlußbemerkungen zu Tadschikistan

Ein paar Kilometer und zwei Pässe liegt jetzt Tadschikistan hinter uns, ich möchte einige Gedanken aufschreiben,  denn jetzt sind sie noch recht frisch und das was ich erlebt habe, hat auch meist stattgefunden (freies Zitat nach Matthias Brandt, Raumpatrouille).

Mein fiktives Reisebuch trägt den Titel „Pamirhighway - einmal Himmel zum Anfassen“ Eine Reise durch Tadschikistan im Sommer 2018


  • Reisen im eigenen Camper, im eigenen Tempo, mit so viel Fotostopps und wilden Nachtplätzen wie geht -  das ist die absolute Luxusreise.  Die Alternativen dazu sind nicht prickelnd, zum Beispiel mit 60kmh über die Welchblechpisten, eingefercht im vollbesetzten Toyota  geschaukelt zu werden mit mäßiger Sicht …kaum Stopps…
  • Wie gut, wenn man Zeit hat, nicht nach einem Plan fährt - Plan und Tadschikistan schliessen sich aus - ausser ein paar Eckdaten sollte man ansonsten von Tag zu Tag, von Strecke zu Strecke, von Begegnungen, Orten …. entscheiden, wie es weiter geht.
    • Die Höhenkrankheit ist nicht zu unterschätzen und wer auf Nummer sicher gehen will, sollte vorbeugend ein Acetazolamid -Präparat    schlucken ( hat mir sehr geholfen) ganz einfach in Apotheken vor Ort zu bekommen, denn es ist kaum möglich den 300 - 500m Höhenschritt täglich einzuhalten.
    • Puncto sich gut fühlen, kann man einiges tun: Cremen, cremen, .. eine Flasche Körpermilch haben wir gebraucht. Nasensalbe und gute Nasentropfen sind sehr wichtig, auch Lippenpflege - die meisten Reisenden hatten sehr aufgesprungene Lippen, Tigerbalsam zum frischen Atmen.  Trinken, Trinken, irgendwann hab ich kein Wasser mehr runterbekommen, da habe ich es mit Sprite oder Vitaminbrausetabletten gemischt und Achtung kohlesäurehaltige Flaschen können ganz schön explodieren. Wir hatten in Tadschikistan keine Magenprobleme, obwohl wir immer das Wasser aus den Brunnen oder Quellen getrunken haben … und zum Durstlöschen hilft halt schon Bier am besten, das bekommt man fast überall.
    • Bei Einladungen immer dran denken, eine kleine „Gabe“(Geld) unauffällig zu hinterlassen, nicht in die Hand geben.
    • Unbedingt einheimischen Souvenirverkauf  unterstützen, auch wenn man die Dinge nicht braucht. Und immer mal wieder laut rechnen, dass 20 Sumoni nur 2 Euro sind, und davon kann eine Familie einen Wocheneinkauf machen  - überhaupt sollte man großzügig sein, denn was kann man sonst schon diesem Land für seine Schönheit zurückgeben.
    • Wer immer es beeinflussen kann, sollte die Reise in Panjakent oder Dushanbe beginnen und den Pamirhighway von Süd nach Norden erfahren, denn dann gibt es immer wieder eine Steigerung der Eindrücke - andersherum hat man das Highlight zu Beginn und mag am Ende nicht mehr ( so erzählten uns Reisende, die anders herum fuhren als wir).
    • Gerne hätte ich besser russisch gekommt, bin aber froh über die Brocken, die ich kann ( ganz ohne Kenntnisse ist schlecht). Je mehr Sprachkenntnisse, desto mehr Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, natürlich funktioniert auch die Hand-Fuß-Herz-Sprache.
    • Offroad, heisst auch oft Offline - aber meist reicht der Empfang zum WhatsAppen aus, hier ist zur Zeit die Simcard vom Anbieter Megafon am besten.
    • Die hilfreichste App um Unterkünfte, Wasserstellen, etc. zu finden ist die von IOverlander
    • Genügend Taschentücher mitnehmen, gibt kaum mal welche zu kaufen, desgleichen Toilettenpapier, Küchenrollen.
    • Vielleicht doch ein paar Konserven mehr dabei haben für die schnelle Küche, denn bei der Hitze ist Kochen kein Vergnügen … und  plötzlich geht in der Höhe einiges nicht mehr, zum Beispiel längere Garzeiten, oder die Gasfeuerzeuge gehen nicht, auch die Wasserpumpe kann nicht genügend Druck aufbauen.
    • Überhaupt ist Tadschikistan der Härtetest für Mensch und Fahrzeug. Gestern treffen wir drei belgische Radfahrer, einer meinte zur letzten Strecke „ das war die Hölle“. Wer sein Fahrzeug liebt, fährt angemessen langsam und vorsichtig, das kann Uli zum Glück und unser  IVECO Zebra ist schon ein Wunderfahrzeug.
    • Farben- Formen-Höhenrausch, das ist in Tadschkistan sicher - dass diese Bergwelt so wunderschön ist, konnte mir vorher kein Foto und kein Film vermitteln, auch keine Beschreibung … und so werden auch meine Worte und meine Fotos weit hinter der traumhaften Wirklichkeit zurück bleiben…