19.Juni Usbekistan Strecke E40 gen Nukus - Halt: erste Raststation „Zhaslyk“ N43°57`39.4“ E57°32`42.8``
Nur noch 30km auf der Rüttelstrasse und wir haben die Grenze erreicht.- gesamt sind wir jetzt 6300km unterwegs. Die Kasachen erledigen ihren Job sehr schnell und freundlich, ein kurzes Schwätzchen und schon geht es zur usbekischen Grenze, vor uns vier Fahrzeuge, das sollte doch auch bald geschafft sein. Aber eine Stunde lang tut sich mal gar nichts vor dem verschlossenen Tor. Dahinter werden Fahrzeuge ausgepackt und es scheint eine langwierige Sache zu werden, auch die vielen Fußgänger mit Elektronikartikeln bis hin zu einem riesigen Flachbildschirm müssen warten, zwischendurch wird Geld hin und her gewechselt. Man hatte uns gewarnt, dass der Kurs sehr schlecht sein soll an der Grenze - das können wir im Nachhinein nur bestätigen.(obwohl wir es noch ganz gut geschafft haben mit 7000 Som/ 1Dollar). Als sich unser Tor öffnet, werden wir nach vorne gebeten, freundlichst willkommen geheissen und ein Beamter kümmert sich persönlich um uns, führt uns zu den Schaltern an der Warteschlange vorbei und so sind alle Formalitäten schnell erledigt,( auch die "Kontrolle" im Innern des Zebras verläuft sehr lustig, ich traue mich ein paar Spässchen zu machen, die gut ankommen, vor allem die Kerzen für "Romantic hour" und die Vorführung des Dyson Staubsaugers ) - ich kam mir vor wie im Bus, wenn man mir den Weg frei macht, um mir den einzig freien Sitz zu geben - etwas peinlich, hier aber angesichts der Hitze und der grottenschlechten Strasse, die auf uns wartet, nehme ich diese Hilfe gerne an. Gleich nach der Grenze gibt es ein Restaurant, Warenumschlagsplatz und Geldwechsler und sehr freundliche Menschen -irgendwie ein ganz anderer Schlag als die Kasachen. Wir fahren bald weiter, es ist unbeschreiblich fürchterlich, zum Glück ist die neue Strasse in Bau, ob sie schon im nächsten Jahr fertig wird? Abenteuerlich schaukeln die hochbepackten Personenwagen durch die Gegend, Lastwagen hinterlassen dichte Staubwolken und wagemutige Raser erschrecken einen, dazu mörderische Hitze und kaum eine Möglichkeit eine Pause zu machen. Uli verdient ein ordentliches Lob, dass er mit so hoher Konzentration uns um oder durch die Löcher kutschiert hat.
Wir sind heilfroh, als endlich eine Raststätte auftaucht,die Chefin englisch spricht und uns Plow serviert, sich ein Fahrrad-Biker aus England zu uns gesellt und wir staunend zuhören, dass er von Singapur aus aufgebrochen ist, um in 9Monaten in England zu sein. Ein super fantastischer Sonnenuntergang zum Tagesschluss und wir fallen todmüde ins Bett.
20.6. Nukus - Hotel Rion
Wieder ein wolkenloser heisser Tag. Wir fahren schon früh los, ausnahmsweise fahre ich, die Strasse läßt für uns sogar manchmal 70km zu, doch ich muss stets auf der Hut sein, plötzlich tauchen Rillen oder tiefe kantige Löcher auf, dann völlig unbefahrbare Teile und man fährt seitlich lieber in den Sand - nach 70km ist es mit meiner Konzentration vorbei - Pause. Wir trinken jetzt richtig viel Wasser und so haben wir wenigstens einen freien Kopf, andererseits schwitzen wir auch verrückt - dreimal am Tag muss ich die Wäsche wechseln, auf die Sitze haben wir Handtücher gelegt. Raststätte Qirqqiz ist sehr zu empfehlen.
Schon vor Nukus ändert sich die Landschaft, langsam wird es immer grüner, dann die ersten Bewässerungskanäle und Felder, kleine Parzellen. Wir fahren in eine Kleinstadt, Qonghirat, wollen zum Basar, eine Simcard kaufen. Eine gute Idee, wenn wir auch nicht fündig werden ( Mittagspause), wir erleben noch den Vormittagbazar mit buntem Treiben, reichhaltigem Gemüseangebot - eine Stimmung, die uns sehr an arabische Basare erinnert und auch der Ort erinnert sehr an afrikanische Siedlungen, nur hier ist alles extrem sauber, kein Müll und die Strassen gefegt. Eselkarren und Radfahrer mit großen Grasbüscheln, oder ihren Hacken.
In Nukus müssen wir ein Hotel anfahren, vor allem auch der Registrierung wegen, denn angeblich ist es nicht erlaubt, irgendwo zu nächtigen, wir lesen, dass dann auch Strafen erteilt werden. Mein Versuch eine Simcard zu kaufen schägt fehl, nur mit usbekischem Pass , ist die Auskunft ???? Nebenbei versuche ich mich an die riesigen Summen Geldes zu gewöhnen, auf jeden Fall haben die Stapel Scheine nicht im Portemonnaie Platz, beim Umrechnen darf man sich nicht mit den Nullen vertun. Der Beutel Tomaten kostet nur 10cent !
Das erste vorgeschlagene Hotel verlassen wir schnell, denn es wird gerade mit Presslufthammern gearbeitet, da hilft uns auch kein Sonderpreis. So landen wir im Hotel Rovin (DZ mit Frühstück 280000 Vom), das einen riesigen Parkplatzhof hat ( ich kann es großen Gruppen nur empfehlen), wenn der Hof auch nicht gerade ansprechend aussieht. Wir geniessen die Dusche, die Klimaanlage und Internet … zu Abend essen wir um die Ecke im Cafe B. , hier wird Fußball übertragen, dem aber kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird, viele Männergruppen treffen sich zum Abendessen. Wir freuen uns auf den morgigen Tag: wenn alles klappt trifft Susanne aus Hamburg mit „ihrer Gruppe“ hier ein.
21.Juni Nukus und Weiterfahrt bis Strassenhalt 126km
Uns erreicht die Nachricht von Susanne, dass sie nicht abfahren können, da ihr Mitreisender krank daniederliegt. Da entschliessen wir uns, heute noch weiter zu fahren, nicht ohne vorher das vielgepriesene ,und einzige Attraktion von Nuklus, das Karakalpakstan Museum of Art anzuschauen, wo fernab von Moskau, Werke regimekritischer Künstler gesammelt wurden. Nun die Museumsbauten und alles drumherum wirkt aber sehr sowjetisch, die Größe und Großzügigkeit der Bauten und Plätze läßt einen selbst ganz klein wirken. Das Musem sehr ansprechend gestaltet.
Wir können nicht mit Dollar den Eintritt zahlen, müssen zur Bank laufen, was mir in der Hitze sehr schwer fällt, irgendwie macht mich auch nicht glücklich, dass ich jetzt 2 Millionen Som in den Händen halte - wo die unterbringen? Na, andererseits sind sie auch schnell ausgegeben, tanken werden wir auch noch: stadtauswärts, Richtung Bejneu, bei der kleinen Tankstelle gibt es Diesel ( 7000Som/l), schwarz gehandelt aus dem Kanister hätten wir beim Hotel 6500Som zahlen sollen. Noch zwei Neuerungen im Vergleich zu Berichten vom letzten Jahr. Der Wechselkkurs in den Banken ist genau so , wie auf dem Schwarzmarkt, eher noch besser. Man muss auch nicht immer ein Hotel buchen wegen der Registrierung, kann also auch frei stehen. Dieses probieren wir dann auch abends aus - war aber nicht leicht ein Plätzchen zu finden. Wir fahren an Reisfeldern vorbei, die Frauen pflanzen gerade die Setzlinge ein, neben der Strasse Bewässerungsgräben, kleine Dörfer mit Lehmhäusern, die Ställe sind mit Strohmatten gedeckt. Alles sieht hier grün aus, eine Wohltat für die Augen nach all der Steppe. Wir stehen für diese Mittsommernacht zwischen zwei Kornfeldern, die auf die Ernte warten - unterwegs hatten wir schon etliche abgeerntete Felder gesehen. Ach ja, die Strasse - ich muuss es erwähnen: sie ist wieder grausam, was soll`s - da müssen wir durch und wenn in mir der Gedanke ans „nur weg hier“ aufkommt, so weiß ich doch, hier will ich nicht zurück. Ausserdem warten ja meine Traumstädte Samarkand und Buchera auf mich - doch jetzt geht es erst einmal nach Chiva. Und, eine Simcard, habe ich auch: für Touristen gibt es eine besondere, für einen Monat zum Sondertarif ( ca 5€) , ein junger Mann ( ich habe eine Whatsappnummer mehr! uff) , der uns schon im Museum angesprochen hatte, fährt mit uns zu einem Büro, die engliche Übersetzung kommt per Telefon von seiner Schwester, ein lustiges hin und her, die Büroangestellten sprechen dann sehr gut Englisch, übertragen Pass und richten die Simcard problemlos ein. An der Strasse trinken wir gemeinsam Kirschsaft aus einem Kontainer ( hoffentlich geht das gut, wollte ich eigentlich nicht mehr machen, die Gläser werden knapp mit Wasser ausgespült), eigentlich wollte ich den Saft zahlen, aber das geht gar nicht , wir schaffen dann die Einladung nach hause abzuschlagen, später bekomme ich Fotos vom Haus geschickt, damit ich weiß, was wir verpasst haben.
24.6. Oasenstadt Chiva
Es ist noch recht früh, wir haben die zweite Nacht im Zebra vor dem Hotel Alibek übernachtet, die Dusche genossen und warten jetzt auf das reichhaltige Frühstück. Hier auf der Terasse schaue ich auf die Staddtmauer, auf das Westtor, durch das die Touristen müssen. Für 10€ Eintritt( der gilt dür 3Tage) kann man die meisten Gebäude besichtigen, nur zwei Minarette und die Stadtmauer kosten extra. Etliche Busladungen kamen heute, am Sonntag, schon vor 7Uhr, eine Zeit, wo die Sonne noch nicht ganz so heiß sticht - wir trauen uns auch nachher noch raus, denn wir wollen zum Sonntagsbasar und zum Tiermarkt. In den zwei vorigen Tagen haben wir die Altstadt erkundet und uns von der Architektur verzaubern lassen - ich habe das Gefühl, in Usbekistan angekommen zu sein, in diesen Hauch von 1000 und einer Nacht. Susanne aus Hamburg und „Reise“-Freund Gernot, die das Land von Taschkent her befahren, haben uns herzlich hier begrüßt, wir verbringen schöne Stunden und tauschen Tipps, Erfahrungen aus, machen Stadtrundgang, unterhalten uns über Qualitäten, die man braucht, um in Gemeinschaft so lange Reisen zu machen ( Susanne musste sich von dem weiteren mitreisenden Paar trennen) und dann füllen wir abends noch die 20l gute Dieselqualität, die wir mitgebracht haben in Susannes neues Mobil, das eigentlich unbedingt Euro 5 Norm braucht und mit dem usbekischem Diesel nicht fahren sollte - unser Zebra ist ja zum Glück nicht anspruchsvoll.
Besonders in Chiva hat mir die Säulen-Moschee gefallen ( erinnert an Corduba), je nach Tageszeit fällt das Licht durch die über 200 Holzsäulen und es entsteht eine andere Raumwirkung. Ansonsten dominieren bei den Minaretten die blauen und türkisfarbenen Kacheln auf Lehm und Holzschnitzereien an Türen. Ein Holzschnitzer mit seiner Familie hat es uns so angetan, dass wir Souveniers erstehen. Auch die Ikardwebart ist stark vertreten und Baumwoll -und Seidenartikel werden überall angboten, welche Frau kann da widerstehen. Überall sitzen Frauen und stricken ein bestimmtes Sockenmodell in allen Größen, hier also nicht die chinesische Massenware. Abends dann kommen aus allen Winkeln die Kinder, dann gehört ihnen die Stadt, sie fahren herum oder spielen Ball, nie sehen wir Streit. Wir lassen die Abende auf unserer Hotelterasse ausklingen, auch andere Reisende treffen ein - wie vielfältig doch die Art des Reisens ist, ein junges Pärchen aus der Schweiz ist mit öffentlichem Transport vier Monate unterwegs und hat ungefähr unsere Ziele, zusätzlich aber noch die Mongolei - ob sie das schaffen?
Hier kommt eine Zusammenstellung der Gebäudefotos in Chiva, beginnend mit dem alten Brunnen, hier war angeblich die erste Stadtgründung
27.Juni Buchera
Für diesen Eintrag sitze ich in einem Viererzimmer des Hostel Rumi, ein Ort der Begegnungen, wo im Innenhof der Treffüunkt nicht nur zum Frühstück ist - nur seit gestern ist mir nach Ruhe, habe mir einen Magen-Darm-Infekt mit Fieber eingefangen, der sich aber schon schnell verzieht. Bei diesen Temperaturen kann man tagsüber ohnehin kaum etwas unternehmen, ich verpasse nichts. Uli hat kleine Reperaturen im Zebra vorgenommen.
Die fast dreistündige Fahrt von Chiva nach Buchera haben wir in den frühen Morgenstunden gemacht,nicht ohne vorher noch den Brunnen zu suchen, den Noahs ältester Sohn Sem hier gefunden haben soll und der die Stadt Chiva begründete.
Die Strasse ist recht gut, so kann ich mich auf Fotomotive konzentrieren, besonders schön ist ein Feld mit orangefarbenen Streifen, selbst mit Fernglas können wir nicht sehen, was es ist. Da muß ich also hinlaufen und staune über die Mengen von Aprikosen, die hier zum Trocknen ausgelegt sind. Ob ich sie auch essen würde??
Ich beschliesse diesen Tag zum Fototag der orangen Farbe zu mache, s. Fotos.
Beim ersten Gang durch Buchera lassen wir die Altstadt auf uns wirken, Namen und Wissenswertes können wir später nachlesen und so sitzen wir eine ganze Weile im Zentrum am 5m tiefen viereckigen Bassin (1620 angelegt), essen Salat (den griechischen hätte ich lieber nicht essen sollen, Ulis Auberginenvariante scheint bekömmlicher), hier kann man stundenlang beobachten, nicht nur Touristen versammeln sich hier, auch Hochzeitsfotos werden gemacht. Buchera wirkt viel lebendiger als die Museumsstadt Chiva. Vom Dienstag weiss ich nicht viel schreiben, ich kühle das Fieber runter, dann muß doch Paracethamol her und ich schlafe tief und herrlich.
Eigentlich wollten wir hier im Zebra schlafen, wie in der ersten Nacht, dann allerdings brachte uns eine kleine sehr laut schreiende Katze und sonstige Stadtgeräusche um den Schlaf und so sind wir jetzt sehr froh um diese Zimmervariante, meine gesamte Wäsche wurde auch schon gewaschen, welch Luxus.Die Leitung hier hat iranische Wurzeln und ist ausgsprochen freundlich, alles ist sauber , bis auf der kleine 6Wochen alte Spanielwelpe, der muss das noch lernen.
Buchera und seine alten Bauwerke -
diese Fotos müssen bei mehr Internetkapazität geladen werden
Brotbacken in Chiva und Buchara
1.Juni Sarmishsay- Schlucht (29.6. - 2.7.) 158km
Die Strecke von Buchera zur Schlucht gestaltet sich recht kurzweilig für uns, gibt es doch noch einige Besichtigungsziele, die wir ansteuern. Zunächst mal einen Supermarkt, hier gibt es leckere Brathähnchen, Salate - das reicht für drei Mahlzeiten, Bier leider nicht - da werden wir aber in Vabkent fündig, wo an der Strasse ein Schild auf den Alkoholladen „pivo“ aufmerksam macht , ca 200m vor dem alten 40m hohen Minarett aus der Karachanidenzeit (11./12. Jh). Im nächsten Städtchen G`ijduvon erleben wir „ Aufbaustimmung“, der historische Platz mit Medrese, Kalon-Minarett, Grab, Brunnen wird aufwendigst rennoviert, der Parkplatz schon bewacht und wir herzlich willkommen geheißen, im Restaurant gibt es nicht nur zu trinken, sondern auch intensive Unterhaltung, in den Strassen entstehen viele neue Geschäfte, und man fasst sich an den Kopf und fragt, wer den Irrsinn zu verantworten hat: Coca Cola hat jede 20m einen Laden bestückt mit Kühlschrank und Getränkekisten, ( ca 50 Läden) wer soll das kaufen, zumal das Brunnenwasser bei der Medrese herrlich schmeckt - und wer hat hier das Geschäft gemacht und wer sich ruinniert? Wir fahren nach persönlicher Verabschiedung von Wirt und Parkplatzwächter weiter an Navoi vorbei zur Schlucht. Vorher geht es durch eine wüstenleere hügelige Sandgegend, bis 800m hoch. Wir befolgen den Rat unserer iOverlander App, verlasssen die Teerstrasse, weil man nicht durch ein „Militärcamp“ durchkommt und fahren die 5km unbefestigte Strasse, die ausgeschildert ist mit Jurtenhotel Sarmish, dieses lassen wir links liegen, biegen in die Schlucht ein, fahren durch seichtes Wasser und finden nach 700m tatsächlich die Holzbrücke, dahinter Möglichkeit zum Stehen. Das Schiefergestein glänzt in der Abendsonne und da und da, das Abendlicht ist ideal: die Petroglyphen sind super gut zu sehen auf ihren Schiefertafeln - wir sind in unserem Element und richtig aufgeregt, da ein Hirsch, Pferde dort Auerochsen, da unten Menschendarstellungen - einfach toll, es sollen ca. 4000 Zeichnungen in der Schlucht aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit zu finden sein. Eine Fotoauswahl fällt schwer -die übrigen dann auf der anderen Seite mit dem Morgenlicht. Sehr zeitig mit der Sonne stehen wir auf und gehen los, krachseln hoch um noch mehr Zeichnungen genau zu sehen, der Blick wird immer schärfer. Zum Teetrinken kehren wir ins Jurtenhotel ein, was sich als ein kleines Paradies zeigt mit einer 300m langen Auffahrt , bepflanzt mit Rosen und Zinien. An den Aprikosenbäumen hängen die Früchte so schwer, dass einzelne Äste abknicken. Man kann zwischen verschiedenen Unterbringungsarten wählen, Häuser, Jurten, ein großes Restaurant und hier hat das Paradies den Sprung: die Musikanlage ist megalaut, wir gehen lieber nicht zu der abendlich angekündigten Tanzschow. Langsam schlendern wir zum Zebra zurück, die Sonne brennt heftig - dennoch ist es hier viel angenehmer als in der Stadt. Uli nimmt ein „Vollbad“ im Bach unter seinem ganz persönlichen Wasserfall (s.Foto). Wir parken dann doch noch um, das Froschkonzert in der Nacht war einfach zu heftig. Am neuen Platz, etwas weiter vorne, plätschert der Fluß zwar auch, aber hier tummeln sich kleine Fische und die sind bekanntlich stumm. Unsere Markise kommt zum Einsatz. Wir beobachten Vögel , die so hübsch farbig sind, ich vermute es ist der Paradiesfliegenschnäpfer, oder so ähnlich, haben aber keinen Internetempfang um zu googeln. Ja, das ist so eine Sache, ich wollte auf der Hinfahrt noch eine WhatsApp an Noah schreiben, ihm zum Zeugnis gratulieren (er hat die „Zweier- Wette“ gewonnen, genial) , aber da war plötzlich kein Empfang mehr, das muss jetzt also ein paar Tage warten, auch keine Statusfotos von uns und kein Blogeintrag. Dafür haben wir hier ein traumhaftes Plätzchen gefunden, es kommen nur mal die Hirten vorbei oder ein Taxi mit Touristen - wir machen Ferien.
2.Juni Samarkand , Hotel B&B Bahodir, direkt am Registan 205km
Wir verlassen „unsere“ Schlucht, nicht ohne noch den Wassertank mit Flußwassser zu füllen, die Pumtechnik muss einfach zum Einsatz kommen und auch die keimabtötenden Mikropurtropfen, klappt alles prima. Unterwegs füllen wir die Vorräte auf, Samsa schmeckt auch nach drei Tagen Enthaltsamkeit wieder lecker und wir erwischen eine richtig scharfe Variante mit Hammel und Kohl ( lecker!!, wär hätte das gedacht, wo ich sonst Hammel meide). Eine Mittagspause mit Schlaf und Feldbeobachtung ist unterhaltsam, wobei wir staunen wie kräftig die zart aussehenden Mädchen zupacken ,während die Jungs cool daneben stehen und nur zum Transport des Strohs mit Anpacken. Haupttransportmittel ist hier mal wieder der Esel. Der Verkehr ist recht dicht und die Gegend sehr besiedelt, was unseren Temposchnitt ziemlich niedrig werden läßt, es ist schon Spätnachmittag als wir in Samarkand eintreffen und wir sind beide nicht wirklich frisch. Meine Traumstadt, was wird uns hier erwarten? zunächst mal eine wilde Fahrt durch die engsten Gassen der Altstadt mit Gegenverkehr, da wir einen fehler beim Eintrag des Hotelnamens machten - so haben wir immerhin eine interessante Gegend kennengelernt - auch das ist Samarkand!?, im Hotel begrüßt uns ein exotisches Huhn. Das Zimmer mit Aircondition und Dusche muss sein, Tee gibt es zur Begrüßung, im Innenhof grünt es - da schaut man schon mal über Staub und Kaputtes hinweg. Kurze Regeneration und dann hält uns nichts mehr, wir müssen den Registanplatz sehen. Ich werde still, die vielen Gebäude sind in der Tat wunderschön und noch schöner als ich dachte, ein Zauber geht von ihnen aus, wir pirschen uns von der Westseite heran, so habe ich für Fotos die Sonne im Rücken und wir sind fast alleine - den Trubel erleben wir dann aber schnell und zauberhafte Stimmung wird durch den Lärm und das Gewusel der Menschen geschmälert, auch die Karatedarbietung will nicht wirklich hierher passen, oder doch? War hier nicht immer Treffpunkt von Verkehr, Handel, Austausch - hier pulste das Leben - wie heute. Beim Restaurantbesuch muss ich mir die Fleischspiesse richtiggehend erbetteln, denn man will uns anderes Esssen vorsetzten, wir finden einen Kompromis, indem wir auch noch Palmenis essen und so bekommen wir auch Fleisch, na bitte!
Samarkand, 2.7./3.7./4.7. bis Ende offen
Wir sind eingetaucht in die Geschichte und Geschichten von Samarkand, werden vertraut mit den Baustilen, den Namen von Herrschern, ihren Medresen, Mausoleen und Moscheen. Lassen uns mittreiben von den Pilgerströmen in den frühen Morgenstunden, staunen, beobachten und schwitzen. Welch Wohltat das klimatisierte Zimmer, der lange Nachmittagsschlaf ( heute 2,5Stunden), wann immer wir wollen wird uns Tee gekocht und über Kontakt zu Mitreisenden können wir uns nicht beschweren, zur Zeit sind 18 Personen hier und deren Reiserouten sind mehr als interessant. So sind Roland und Iris aus NL mit ihren Töchtern (2J/4J) auf dem Weg nach Japan. Biker aus Frankreich treffen sich hier, sogar per Tandem. Jonatan und Sarah treffen wir wieder -...... doch wo nur sind die Deutschen ( alle schon durch in den vorigen Monaten??)
5.Juli Besichtigung von der Nekropole Shah-i-Sinda, timuridische Majolikakunst vom Feinsten, Grab des Propheten Daniel und Basar
Sollen wir uns wirklich bei dieser hohen Temperatur (heute kein Lüftchen am Morgen) auf den Weg machen? Wir beschliessen, erst einmal langsam los zu gehen, immer schön im Schatten von Hauswänden oder Bäumen - mittags, wenn die Sonne von oben kommt, ist das nicht mehr möglich. Wir steigen die fünf Meter zum Maousoleum von Timors Frau herunter, halten dort inne mit den Betenden, dann den Schildern folgend zum Bezirk Afrosiab, dem ältesten Teil Samarkands, hier wollen wir die berühmte Mousoleumstrasse besuchen. 40 Stufen führen hinauf, die Gläubigen zählen laut oder leise die Anzahl - und wenn sie nicht beim Heruntergehen auf die gleiche Anzahl kommen wiederholen sie den Gang (und das bei der Hitze - mir ist nicht nach zählen, ich bin froh oben anzukommen und wir haben leichte Kreislaufprobleme) Nun gehen wir rechts und links in die prächtig ausgestalteten Mausoleen - wieder märchenhaft, was auch durch die Kleidung der usbekischen Touristen und anderer Pilger verstärkt wird - wie unpassend da manche europäisch (un)-bekleidete Person … und irgendwie vergesse ich bald, dass wir ja in einer Nekropole sind, komme ich mir doch eher wie bei einem Gang durch Märchenschlösser vor - mein Nachmittagstraum erinnert mich dann aber stark an das Thema Tod („ ich kann meine Augen nicht mehr öffnen, alles ist dunkel, aber ich kann Uli hören und spüren , er kann nicht direkt mit mir reden“ - ja, so ähnlich ist die Situation: die Menschen kommen in diese Räume, dort stehen die Sakrophage, sie beten und versuchen durch ihre Gebete Kontakt zu den Toten aufzunehmen, manchmal bitten sie einen „Mittelsmann“ das Gebet zu sprechen und zahlen ihn dafür). Wieder draussen aus dieser Stadt, sind wir mit einem ganz profanen Thema konfrontiert: Baumwollstapel der Ernte 2017 sind zum Verkauf ausgestellt und nach kurzer Verhandlung wechselt ein Stapel Baumwolle gegen ein Stapel Geldscheine den Besitzer. Der junge Verkäufer erklärt uns in gutem Englisch, dass das traditionelle usbekische Bett, bzw Matratze und Kopfkissen, mit Baumwolle gefüllt wird - und das ist, wie wir aus unserem Hotel wissen sehr hart ( der Griff in den Stapel empfinde ich eher als kuschelig). Er bestellt uns auch ein Taxi zum Grab von Daniel, ca 2km ausserhalb gelegen, hier kann man schon sehr gut die Lage Samarkands in den Sandbergen sehen, Die Anlage ist propper und sehr touristisch aufgemacht, kommen doch hier Menschen aller Weltreligionen, um den Propheten Daniel zu verehren, und man staune: sein Sakrophag ist mit einem grünen Samttuch bedeckt mit Goldstickerei und über 18m lang - der Legende nach wuchs Daniels Leichnam immer weiter und der Sakrophag musste lalufend verlängert werden (????) An einem Brunnen dort kann man sich herrlich erfrischen, die meisten Leute füllen sich Wasser ab, das bestimmt Heilkräfte hat, wir waschen uns gründlch, das hilft auch, jedenfalls bringt uns das zur Vernunft, uns fahren zu lassen, dieses mal in einem offenen Elektrobus für 10cent, wir sind die einzigen Fahrgäste. Wir sind frisch genug noch einen Basarbummel zu machen, ein schöner Kontrast zu unserem vorigen Programm, ich mag das bunte Treiben, die Düfte und Fruchtberge - heute sind gelbe Feigen im Überangebot, kunstvoll aufgestapelt. Der Hunger treibt uns in das Cafe Art , hier gibt es leckerstes Plow, und wir erholen uns für die paar Meter bis zu unserem Hostel - wieder schlafen wir über zwei Stunden und auch danach ist „Zimmerstunde“, unsere Aircondition ist goldwert, der Nachmittagstee und Melone inbegriffen.
7.Juli Shakhrisabz, Hotel Bek 87km
Spätnachmittag, an einem Schreibtisch sitzend, während leise die Aircondition rauscht … das läßt vergessen, dass draussen 41° im Schatten alles lahm legen, zeitweise auch den Strom. Der gestrige Tag steckt mir in den Gliedern, die Trauer ist es … denn wir bekommen Nachricht, dass der angefahrene Radfahrer Simon nun verstorben ist. Ich trauer sehr mit Tiziano, wie schrecklich für ihn, nun nach Italien ohne seinen besten Freund zurückkehren zu müssen, auch die anderen Radfahrer sind alle sehr betroffen und einmal mehr ist klar, wie dankbar man sein kann, wenn man unversehrt ohne nennenswerte Unfälle reist." Lieber Tiziano , wenn du dieses liest, dann sei gewiss, dass wir dich sehr in Gedanken begleiten."
( Auch von unseren Hamburgern gibt es Unerfreuliches, so ist Peter 14 Tage im Krankenhaus von Irkutsk, bzw.im Camper stehend davor, um sich wegen einer Borreliose behandeln zu lassen und Susanne und Gernot hatten eine unliebsame Begnung mit Betrunkenen, die Gernot niederschlugen, er hat jetzt die Hüfte geprellt und Zeigefinger verstaucht - dieses alles wirkt angesichts des tödlichen Unfalls klein).
Wir nehmen uns an unserem letzten Tag in Samarkand nur eine Besichtigung vor: das Observatorium von Mirza Ulugbek, zu den Gebäuden s. Fotos unten, auch die Modelle im Museum sind sehr interessant. Das Observatorium hat man rekonstruieren können, als ein rundes dreistöckiges Gebäude, erhalten und sichtbar sind Teile des Sextanten von 40m Durchmesser, z.T. in den steinigen Boden gebaut, mit diesem haben die Astrologen ab 1427 Sterne beobachtet und das mit solch einer Genauigkeit, das es zu heute kaum Abweichungen gibt, die Positoion von 1018 Fixsternen haben sie bestimmt, aber nicht nur das, sondern den genauen Breitengrad Samarkands, die Festlegung der Jahreslänge ( von der modernen Berechnung nur um wenige Sekunden abweichend) - wir sind ziemlich beeindruckt. Das reicht für den Rest des Tages, um sich zu erholen. Eigentlich wäre ja heute Feier angesagt, denn „unsere Truppe“ hat ihren letzten Abend, wir legen alle für den Apero zusammen, nebenbei läuft das Fußballspiel Uruguay - Frankreich, natürlich sind wir auf der Seite Frankreichs , aber so recht kommt keine Stimmung auf, ich bin zu traurig und so verabschieden wir uns alle ganz herzlich und verschwinden im Bett - morgens wache ich noch gerade rechtzeitig zum Winken auf, denn mit dem Fahrrad muss man früh starten, um wenigstens noch ein wenig Temperaturen unter 40° zu erwischen. Wir starten etwas später, der Fahrtwind kommt mir vor, wie die Höchststufe meines Haarföns, die ich nie benutze, die fast 90km bis nach Shakhrisabs sind mit der Unterbrechung auf dem Pass rasch gefahren. Hier in der Geburtsstadt Timurs wollen wir den historischen Komplex besichtigen und es uns vor allem im Hotel Bek, das uns von Susanne wärmstens empfohlen war, gut gehen lassen - sie sind dabei extra wegen uns ein Plow zu kochen, und aus dem Garten konnten wir schon die leckeren Gurken geniessen, mal sehen was weiter passiert.
9. Juli
Was passierte? heute morgen wollten wir eigentlich in die Berge südlich von Shakhhrisabz fahren, die Hitze hält uns ab, obwohl alle uns versichern, dort sei es kühler…. und dann kommen plötzlich die Berge zu uns. Zwei junge Burschen, ein älterer Herr, der sich als Vater und 1.Fizepräsindent herausstellt ( Aussenministerium für Kultur und Sport) , kommen gerade aus den Bergen zurück mit fantastischen Aufnahmen vom Sonnenaufgang heute morgen und von Drohnenfilmen über ihre gestrige Klettertour, wir haben es mit einem jungen Berufsfilmer zu tun, wir schauen viele tolle Filme und sie unsere Fotos (leider lehnte ich das Angebot ab, dass sie mir ihr Filmmaterial auf meinen PC spielen). Bald darauf taucht auch ein Team des usbekischen Fernsehens auf, es bleibt nicht aus, dass sie die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und mit uns ein Interview machen wollen, wann kommen schon mal Touristen nach Shakhrisabz, die sogar drei tage bleiben - warum nicht, also muss ich mich auf einen Stuhl setzen, vorher hol ich mir noch schnell ein Tuch zum Umhängen über die nackten Schultern und vergesse Lippenstift aufzulegen ( passiert mir sonst nie), der junge Mann positioniert sich neben dem Kameramann und muss mir die Fragen auf englisch stellen. Ich weiss nicht mehr genau, was ich alles gesagt habe auf jeden Fall zu viel. Uli weigert sich standhaft auch auf dem heissen Stuhl Platz zu nehmen, da filmen sie ihn halt , wie er den Männern unsere Route auf der Landkarte zeigt. Fast wäre dieser Morgen noch bös geendet, denn als alle weg sind, fehlt meine Computertasche mit allen Ladekabeln - nach ein paar Telefonaten kommt der Regierungswagen zurück, sie hatten einfach zu gründlich aufgeräumt. Uli kann dem Präsdenten dann auch noch eine Landkarte schenken, worüber dieser sehr glücklich ist. Fazit des Morgens: „Willst du nicht auf die Berge gehen, dann kommen die Berge zu dir!“
Usbekistan " Auf wiedersehen"
Unser Schlussabend im Hotel Bek wird mit einem von mir gekochten Pastaessen mit "Hobelheppo" ( unsere Auberginensosse) und einigen Flaschen Bier beendet, noch lange sitzen wir draussen und erfahren so noch einiges von Hamdam und seiner Frau Hilola, sie ist Sekundarlehrerin für Biologie, und er ist hier einfach die gute Seele für Haus und Garten. Wir können dieses Hotel sehr empfehlen, die Zimmer sind sauber, die Bäder sehr modern und das Personal sehr freundlich, die Besitzer Oybek und Guruh sprechen gutes Englisch - dazu ein sehr günstiger Preis. Wird zahlten für das Luxuszimmer 150 000 Som/Nacht.
Dass Abends dann noch ein Gast auf uns zukommt und sich als Vertreter von Deutz vorstellt, ist lustig. Sie wollen den Usbeken Diesel 5 Motoren verkaufen, auf meine Frage, mit was die denn tanken können, muss er auch nur lachen ( gibt es nämlich hier nicht).
Unsere Reisen nach Marokko, Iran, Oman, VAE, Türkei, Russland, Mongolei , Irland, Albanien kann man auf unserer alten homepage www.wirsindunterwegs.de nachlesen und anschauen